TAZ-SERIE (TEIL 4): WIE HALTEN SIE ES MIT DEM FLIEGEN?: „Das gehört einfach dazu“
LUFTVERKEHR 2012 wird der Großflughafen BBI eröffnet. Die Frage, wo die Flugzeuge lärmen werden, erhitzt die Gemüter. Aber es gibt nicht nur Betroffene – die meisten sitzen auch selbst mal im Flugzeug. Oder? Die taz hört sich in den Herbstferien um
Jürgen Strauß*, 68, aus Charlottenburg: „Wir sind gestern aus Madrid zurückgekommen. Meine Frau ist Spanierin, und wir besuchen regelmäßig unsere Verwandten dort. Wir haben drei Kinder, die alle nicht in Berlin wohnen. Unser ältester Sohn lebt mit seiner Familie derzeit in England, dort fliegen wir natürlich auch möglichst mehrmals im Jahr hin.
Meine Frau und ich fliegen regelmäßig. Wir haben beide für Fluggesellschaften gearbeitet, sie für die Iberia und ich für die Lufthansa, dadurch war uns das Fliegen an sich schon immer recht nahe.
Im Vergleich zu früher sind wir aber doch viel ruhiger geworden. Reisen nach Übersee wie in die Staaten oder nach Afrika sind uns heute einfach zu anstrengend. Das Fliegen aber gehört für uns zum Leben einfach dazu.“
Martin, 25, aus der Nähe von Leipzig, seit kurzem in Berlin
„Ich bin noch nie mit einer großen Maschine geflogen. Vor ein paar Jahren habe ich auf dem Flugplatz ausgeholfen. Ich habe die Propellermaschine eines Bekannten gewaschen. Als Dankeschön durfte ich einmal mitfliegen. Wir flogen eine Runde über unser Dorf. Ich hatte unglaubliche Glücksgefühle in der Luft. Leider wurde mir auch richtig übel. Ich war zwei, drei Stunden wie seekrank.
Wenn ich reise, dann meist mit dem Auto, manchmal mit der Bahn. Ich denke, da hat auch die DDR-Mentalität meiner Eltern abgefärbt. Wir sind immer überall mit dem Auto gefahren. Mein Vater fuhr erst einen Moskvich, später, kurz vor der Wende, bekamen wir einen Trabbi. Wir fuhren nach Ungarn, in die Tschechei und sogar bis nach Norwegen. Ich selbst war seit Jahren nicht mehr im Urlaub. Aber später will ich das mit dem Fliegen endlich nachholen.“
* Name geändert
PROTOKOLLE: MARIE-CLAUDE BIANCO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen