Hallo Salzburg!

Das Bremer Musikfest bestätigte auch in diesem Jahr seine Entwicklung in Richtung Oper

Eine Opernaufführung in improvisiertem Rahmen – das erlebte auch Mozart bei der Uraufführung seiner Serenata „Il Re Pastore“. Beim Musikfest Bremen stand nun Thomas Hengelbrock, Dirigent und Regisseur des Balthasar-Neumann-Ensembles zusammen mit seinen 24 MusikerInnen auf dem blanken Estrich der „Staplerhalle“ in der Bremer Überseestadt und zeigte ein Stück, das Mozart als Mischung aus schlichter Pastorale und großer Oper angelegt hat.

Held Aminta sieht sich darin mit der Frage der Berufswahl konfrontiert: Soll er Hirte werden oder doch König? Der Feldherr Alessandro (der Große) nämlich hat ihn als Thronerben ausgemacht. Regisseur Hengelbrock packt in seine Inszenierung nicht nur glückliche Einfälle wie etwa Windräder vor den Bäuchen der Protagonisten. Was unbenommen lässt, dass die Akteure großartig sind. Unterm Strich entsteht eine Ästhetik zwischen Comic und Opera Povera, die auf den Salzburger Festspielen, einem der Ko-Produzenten, als „Sommerhit“ gefeiert wurde.

Die Produktion „Il re pastore“ steht für die Tendenz, das Bremer Musikfest in Richtung Oper auszubauen. Das ermöglicht Koproduktionen mit anderen Festivals. Selbst Salzburg mit seinem 51 Millionen Euro-Budget ist zunehmend an Gemeinschaftsproduktionen interessiert. Im Gegensatz zu Hamburg, wo Ingo Metzmachers „Musikfest“ wieder eingeschlafen ist, hat Bremen diese Chance zur Zusammenarbeit erfolgreich genutzt – mit einem vergleichsweise sehr bescheidenen Etat von derzeit 2,7 Millionen Euro

Das Musikfest, das am Sonntag mit einer konzertanten „Carmen“ nach drei Wochen zu Ende ging, zeigte eine musiktheatrale Spanne von Vivaldis ebenso Sitzfleisch-heischendem wie sängerisch beeindruckendem „Orlando furioso“ bis zu Thomas Adès‘ 1995 komponierter Kammeroper „Powder her face“. Großes Tennis sozusagen, das mit der Pop-Konzerthalle „Pier 2“ und dem Gabelstapler-Domizil auch die entsprechenden Veranstaltungsorte gefunden hatte.

Henning Bleyl