Der jüngste Genreis-Skandal zeigt: Es gibt keine absolute sicherheit
: Vertrauen ist gutwillig, Register ist besser

Vor sechs Jahren war es der Gentechmais StarLink, der weltweit Schlagzeilen machte. Diese Sorte, vom Chemiekonzern Aventis entwickelt, war in den USA nur als Viehfutter zugelassen, wurde aber dann doch in maishaltigen Lebensmitteln entdeckt. Vor nicht allzu langer Zeit wurden die Verbraucher dann kontinentübergreifend durch den Bt10-Skandal aufgeschreckt. Wieder war es eine gentechnisch veränderte Maissorte – diesmal vom Schweizer Konzern Syngenta entwickelt – die unerlaubt in unsere Lebensmittel Eingang fand. Und im Moment ist es der Bayer Reis LL601, der die Mängel der Lebensmittelkontrolle offenbart.

Die Beispiele zeigen: Verunreinigungen durch Gentech-Sorten sind einfach nicht auszuschließen. Selbst wenn die zuständigen Behörden in allen EU-Migliedstaaten überhaupt gewillt wären, solche Gentech-Verunreinigungen aufzudecken – es ist einfach nicht möglich. Denn nur was bekannt ist, kann auch gefunden werden.

Genau da liegt das Problem: Um ein Testverfahren entwickeln zu können, müssen die Behörden Informationen über die gentechnische Veränderungen haben, die vorgenommen wurden. Bei kommerziell angebauten Pflanzen, die ein Zulassungsverfahren durchlaufen haben, liegen diese vor. Doch bei vielen tausenden anderen Gentechpflanzen, die für einen Sommer mal irgendwo auf einem Versuchsacker gestanden haben, eben nicht. Und es gibt auch keine Institution, die weltweit und systematisch alle freigesetzten Gentechpflanzen und ihre Veränderungen registriert.

Die Lebensmittelkontrolleure können daher nur im Dunkeln tappen. Deshalb ist es dringend nötig, dass die EU-Kommission ein solches Register einrichtet – damit die Testmethoden vorhanden sind, noch bevor die illegale Gentechpflanze im Magen landet. Denn eines Tages könnte ja mal eine Gentechpflanze ausbüchsen, die dem Menschen überhaupt nicht bekommt. WOLFGANG LÖHR