NEUES AUS DEM KRIEG (5): Höhensonne
Mit Höhensonnen gegen Armutskrankheiten: 1918 entwickelte ein Berliner Arzt die erste Behandlung mit künstlichen UV-Strahlen. Sie sollten vor allem gegen die Wachstumskrankheit Rachitis helfen. Nach den langen Kriegsjahren mit Mangelernährung und Armut litt Schätzungen zufolge fast jedes zweite Kind an der Krankheit, die die Knochen weich werden lässt. Der Grund für Rachitis war im Prinzip lange bekannt: Kalziummangel. Doch auf Kalziumtabletten schienen die Kindern nicht anzuspringen. Erst als einem bis dato vollkommen unbekannter Kinderarzt, Kurt Huldschinsky, im Prenzlauer Berg der fahle Hautton seiner kleinen Patienten auffällt und er sie unter die UV-Lampe legt, wird klar: Durch Vitamin D kommt das Kalzium in den Knochen an. Wenige Jahre später musste der jüdischstämmige Huldschinsky, der Deutschlands Kindern über die Not des Krieges hinweggeholfen hatte und damit zum Medizinstar wurde, emigrieren – die Nazis strichen seinen Namen aus den Chroniken, seine Entdeckung geriet in Vergessenheit.FERDINAND OTTO
Foto: Archiv
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