Die Rettung ist vollbracht

Jetzt kommt die Suche nach Verantwortlichen

BUENOS AIRES/COPIAPÓ taz/dpa | Als der letzte Kumpel aus der Rettungskapsel gestiegen war, brach im ganzen Land ein Freudentaumel los. In der 200.000-Einwohner-Stadt Copiapó, knapp 45 Kilometer von der Mine entfernt, herrschte Karnevalsstimmung. Im ganzen Land feierten tausende Menschen auf den Straßen. In der Hauptstadt Santiago versammelten sich die Menschen auf der Plaza Italia.

Die noch unten verbliebenen sechs Rettungskräfte hielten wenige Minuten nach der Bergung des letzten Kumpels ein Schild in die Kamera. „Misión cumplida. Chile“ (Mission erfüllt. Chile), war zu lesen. Die sechs waren nach und nach zur Unterstützung der Bergleute in die Tiefe hinabgelassen worden. Der letzte von ihnen wurde in der Nacht auf Donnerstag aus dem Schacht gezogen.

Die Rettungsaktion war völlig reibungslos und weitaus schneller verlaufen, als zuvor gedacht, da sich die Rettungskapsel „Fénix 2“ weniger im Schacht drehte, als zunächst angenommen. Damit waren schnellere Fahrten durch den Schacht möglich. Die Kumpel konnten mitunter in einem Abstand von nur 25 Minuten nach oben geholt werden.

Die 33 Bergleute wurden ins Krankenhaus in Copiapó gebracht, alle seien in einem „zufriedenstellenden Zustand“, sagte Gesundheitsminister Jaime Mañalich am Donnerstag. Zwei von ihnen sollten möglicherweise bereits im Laufe des Tages entlassen werden. Eine Zahnoperation unter Vollnarkose müssen zwei der Kumpel über sich ergehen lassen, einer habe Probleme mit einem Auge und ein anderer bekäme Antibiotika wegen einer „Lungenkomplikation“, sagte ein Arzt bei einer Pressekonferenz in Copiapó.

Nach ersten Schätzungen sollen sich die Kosten für die Bergung auf umgerechnet knapp 16 Millionen Euro belaufen. Ein Drittel wird von Firmenspenden abgedeckt, die beiden anderen übernehmen der Staat und die staatliche Kupfergesellschaft Codelco, erklärte Präsident Piñera. Die Regierung versicherte jedoch wiederholt, Geld spiele bei der Rettungsaktion keine Rolle. Er kündigte erneut an, die Verantwortlichen für das Unglück zur Rechenschaft zu ziehen. Aber auch allen Chilenen und der Regierung sei eine große Lektion erteilt worden, sagte Piñera. Und dass die Sicherheit nicht nur in den Bergwerken, sondern in allen Arbeitsbereichen verbessert werden muss. JÜRGEN VOGT