Amüsanter Autoritätsglaube

betr.: Der Papst und der Islam

Wie bereits an der Rede im Rahmen seines Besuchs in Auschwitz deutlich wurde, urteilt Benedikt XVI. gerne über geschichtliche Verfehlungen des Menschen, ohne die eigene Religion mit einzubeziehen – damals verschwieg er die Tradition des christlichen Antisemitismus, welche die Genese der nationalsozialistischen Ideologie wesentlich beeinflusst und welche so mit den Holocaust ermöglicht hat, nun verweist er auf die teilweise Ausbreitung des Islams durch das Schwert, ohne aber die nicht weniger mit Gewalt verbundene christliche Missionierung zu erwähnen – schlimmer noch, er stellt das Christentum einzig als anderen Kulturen gegenüber tolerante Religion dar. Dass seinen ständigen Lügen über die Vergangenheit nicht Proteste von Seiten der „aufgeklärten“ Welt folgen, demonstriert – neben einem amüsanten Autoritätsglauben an alte Männer in bunten Röcken – die Geschichtsvergessenheit der westlichen Mediengesellschaften. MATTHIAS RUDE, Tübingen