„Goldenes Land“ öffnet Pforten

Heute geht Thailands neuer internationaler Flughafen in Betrieb: Künftig sollen 100 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden. Anwohner klagen über Lärm

BANGKOK taz ■ „Absolut beeindruckend“, sagt Bum Kanitsoon von der Fluggesellschaft Thai Airways. Passagiere schwärmen über den heute offiziell eröffneten Flughafen: „Suvarnabhumi ist riesig, ein enormer Schritt nach vorn für Asien und Thailand!“ Suvarnabhumi bedeutet „goldenes Land“; errichtet auf einem Gelände rund 30 Kilometer südöstlich von Bangkok, das Einheimische jahrzehntelang nur den „Kobra-Sumpf“ nannten.

Das Eröffnungsdatum war vom mittlerweile entmachteten Premier Thaksin Shinawatra festgesetzt worden. Bangkoks neue Militärführung hielt daran fest – zumal die „Internationale Organisation für zivile Luftfahrt“ grünes Licht gegeben hat. Die futuristisch wirkende, rund 4 Milliarden Euro teure Anlage mit Glas- und Stahlkonstruktionen nimmt für sich in Anspruch, der derzeit größte und modernste Flughafen Asiens zu sein – und das wichtigste Drehkreuz innerhalb Südostasiens. Mit zwei Start- und Landebahnen soll er zunächst 45 Millionen Passagiere jährlich abfertigen, dazu rund 3 Millionen Tonnen Fracht umschlagen. Mittelfristig sollen zwei weitere Rollbahnen dazukommen, jährlich 100 Millionen Passagiere bedient werden.

Doch der Vorzeigebau stand unter keinem guten Stern. Immer wieder hat sich die Fertigstellung verzögert – durch stetig steigende Kosten, politische Interventionen und Korruptionsskandale. Schlagzeilen machte vor allem der „Scanner-Skandal“: Beim Kauf von etwa zwei Dutzend in den USA hergestellten Scanner-Maschinen zu überteuertem Preis sollen beträchtliche Schmiergelder geflossen sein. Wer wann wie viel am Skandal verdiente, ist bis heute ungeklärt. Thailands neue Militärführung hat jedoch versichert, dass eine Sondereinheit der neu eingerichteten Anti-Korruptions-Kommission den Fall aufrollt.

Auch andere Probleme sind längst nicht ausgeräumt. Experten kritisieren, dass ökologische Aspekte viel zu wenig bedacht wurden. So fehlt beispielsweise immer noch eine Expressbahn-Anbindung zwischen Suvarnabhumi und Bangkoks Innenstadt. Diese wird nach Schätzungen nicht vor November 2007 fertiggestellt sein. Und aufgrund der seit Ende Juli regelmäßig durchgeführten Testflüge klagen Anwohner jetzt schon über unzumutbare Lärmbelästigungen.

Unter anderem monierten Studierende und die Professorenschaft des nahegelegenen King Mongkhut Institute, dass sie ihren Lernbetrieb kaum noch aufrechterhalten könnten. „Mit der Eröffnung soll es 76 Flüge pro Stunde geben. Unschwer vorstellbar, wie schwierig das wird“, kritisiert Rektor Kitti Teeraset die Bedingungen. Und etliche Anwohner streiten mit den zuständigen Behörden um Entschädigungen. Sie wollen Geld für einen Umzug oder fordern je rund 1 Million Thai-Baht (umgerechnet 21.000 Euro), um ihre Häuser und Grundstücke lärmschutzgerecht umbauen zu können. NICOLA GLASS