Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird in der Baiz über Spießers Lieblingsthema gesprochen, über die Deutsche Bahn AG nämlich. Wir wissen: Das ist die Firma, die immer zu spät kommt und Bahnhöfe kaputtmacht. Und Käfer! Darüber erregt sich der Spießer, weniger hingegen über a) die ökonomischen Bedingungen, unter denen dieser Staatsbetrieb arbeitet, und b) über dessen Vergangenheit, die auch im letzten Winkel des so bemitleideten Stuttgarter Hauptbahnhofs steckt – „die Bahn“ ist auch Rechtsnachfolgerin jener Bahngesellschaft, die den Zweiten Weltkrieg logistisch unterstützte und die bis zuletzt die Transporte in die Gaskammern sicherstellte. Mit dieser Geschichte aber setzt sich das Unternehmen nur allzu ungern auseinander. Zeit für Aufklärung. „Kampfschriften mit braunen Wurzeln“ dagegen will Karl-Heinz Schubert zeitgleich in der Lunte vorstellen, es geht, wir ahnen es, um neue Titel von Kirsten Heisig („Das Ende der Geduld“) und Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“). Und ja, da gibt es braune Wurzeln, doch nicht nur, denn leider war/ist die Linke auch autoritär und eugenischen Thesen gegenüber aufgeschlossen. Das erklärt auch, warum rassistische SPD-Mitglieder sich so locker gegen Nazis abgrenzen können. Sie beziehen sich auf „unsere“ Traditionen. Hoffen wir mal, dass das auch angesprochen wird. Am Freitag spricht man im Mehringhof über die Aufforderung, „deinen Traum“ zu leben, und über die Dinge, die das mit einem macht. Denn Esoterik ist nicht nur Spinnkram, sondern auch Ideologie im Sinne des Kapitals. Am Samstag schließlich wird vor der Charité protestiert, und zwar gegen die Pathologisierung von Transsexuellen. Noch immer glauben MedizinerInnen, dass es nur eine normale Zweigeschlechterordnung gibt, dementsprechend harsch wird mit Transsexuellen umgesprungen. Das wird hier angeprangert.

■ Deutsche Bahn: Baiz, Christinenstr. 2, Mo, 19 Uhr

■ Kampfschriften: Lunte, Weisestr. 53, Mo, 19.30 Uhr

■ Esoterik: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Fr, 19 Uhr

■ Transsexuelle: Charité, Luisenstr. 57, Sa, 15 Uhr