„Idomeneo“: Körting räumt Fehler ein

Der Innensenator erkennt, dass alle Beteiligten vor der Absage der Mozart-Inszenierung mehr miteinander hätten reden sollen. Es wird immer wahrscheinlicher, dass das Stück wieder auf den Spielplan der Deutschen Oper kommt

Auf dem Schreibtisch von Ehrhart Körting (SPD) stapeln sich die Interviewanfragen. Doch der Innensenator macht keine Anstalten, die Öffentlichkeit über seine Rolle aufzuklären, die er bei der Absetzung von Mozarts „Idomeneo“ vom Spielplan der Deutschen Oper gespielt hat. Nicht einmal seine Pressesprecherin war in den vergangenen Tagen ans Telefon zu bekommen.

Auch die für gestern angekündigte Presseerklärung ließ lange auf sich warten. Um 15.42 Uhr war es endlich so weit: „Bei rückblickender Betrachtung wäre wahrscheinlich ein ausführlicher Diskurs zwischen allen Beteiligten vor einer Entscheidung zielführend gewesen“, schreibt Körting da – und räumt zum ersten Mal ein, Fehler gemacht zu haben. Bislang hatte er erklärt, die Entscheidung, „Idomeneo“ abzusetzen, „liegt ausschließlich in der künstlerischen Verantwortung der Deutschen Oper“.

Die Neuenfels-Inszenierung sollte im November erneut aufgeführt werden. Am Montag teilte die Intendantin der Deutschen Oper, Kirsten Harms, dann mit, das Stück wegen einer Gefährdungsanalyse der Polizei abgesetzt zu haben. Ein Sturm der Entrüstung brach los.

Der Hintergrund ihrer Entscheidung: Im Sommer hatte eine anonyme Anruferin wegen der in dem Stück vorkommenden Szene mit abgeschlagenen Häuptern von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed über eine Hotline der Bundespolizei Bedenken angemeldet. Bundeskriminalamt (BKA) und Landeskriminalamt hatten daraufhin eine Gefährdungsanalyse erstellt. Im dem Papier werden mit Blick auf den Karikaturenstreit allgemeine Überlegungen angestellt; gleichzeitig wird aber betont, dass es keine konkreten Anschlagsdrohungen gebe.

Am Dienstag sagte Harms vor der Presse, Körting selbst habe ihr bei einem Telefonat nahegelegt, wegen möglicher Verärgerung von Muslimen die Inszenierung entweder zu verändern oder aus dem Spielplan zu streichen. Im Vertrauen „auf die Sicherheitsempfehlung einer Fachbehörde“ habe sie sich zur Absetzung entschieden. Er liebe die Deutsche Oper sehr, habe Körting ihr gesagt, und wolle nicht erleben, dass die Oper einmal nicht mehr da sei. Mit diesem Satz habe er seiner Erleichterung Ausdruck verliehen, dass Harms bei dem Telefonat angedeutet habe, die Inszenierung abzusetzen, heißt es dazu in Körtings Presseerklärung.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass „Idomeneo“ wieder auf den Spielplan gesetzt wird. Nach Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hat sich auch Körting indirekt dafür ausgesprochen. Angesichts der Debatte sei eine Neubewertung denkbar. Hierfür sei hilfreich, dass die muslimischen Vertreter des Islamgipfels deutlich gemacht hätten, dass die deutschen Muslime mit der Inszenierung nicht ihre religiösen Gefühle verletzt sehen. PLUTONIA PLARRE

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