Zeit der Erinnerung

Elser-Denkmal setzt wieder ein Zeichen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mit der Georg-Elser-Skulptur von Ulrich Klages hat man in der Berliner Denkmallandschaft seit langer Zeit wieder zu einer akzeptablen ästhetischen Sprache zurückgefunden. Zur Erinnerung an den Hitler-Attentäter findet keine platte Erhöhung, simple Symbolik oder affirmative staatliche Heldenverehrung statt, wie es noch die Totenhalle für die Bundeswehr, eine schaukelnde Banane oder der irre Kniefall-Mann am Schlossplatz demonstrierten. Die abstrakt-figürliche Stahlsilhoulette ist zwar keine komplexe Chiffre à la Holocaustmahnmal. Sie vergegenwärtigt jedoch mit einem zeitgemäßen und künstlerischen Konzept Geschichte und den Umgang mit ihr – ein Programm, das in Berlin noch nach dem Mauerfall galt.

Die jüngste, laute Erinnerungskultur und die Konkurrenz der unzähligen Denkmalprojekte hat diese Dimension zeichenhafter und künstlerischer Darstellung zerschlissen. Aktuellstes Beispiel dafür ist das merkwürdige Ergebnis für das Einheits- und Freiheitsdenkmal am Schlossplatz: Der Bundesbauminister fordert endlich Resultate, kennt aber keine Ikonografie und vermeidet jeden Diskurs.

Viel Zeit gelassen

Bei Georg Elser hat sich Berlin Zeit gelassen. Zu viel Zeit, muss man kritisieren. Genutzt hat man diese allerdings für Symposien, Tagungen, Diskussionen und einen zweistufigen Wettbewerb mit einer kompetenten Jury. Das ist der Boden für eine gute Idee, für ein sicheres Denkzeichen – und für einen späten Triumph Elsers über Hitler.

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