Feuerberg in Auflösung

CDU-Fraktion kassiert Behördenkonzept zur Rettung des Geschlossenen Heims: Sechs Plätze weniger, keine Schulschwänzer und jugendliche Prostituierte ins Heim. Schließung aber erst nach der Wahl

Von Kaija Kutter

Das Geschlossene Heim in der Feuerbergstraße sei mit 18 Plätzen „überdimensioniert“, hatte der Staatsrat in der Sozialbehörde Dietrich Wersich (CDU) Ende August erklärt. Deshalb werde man „die Zielgruppe erweitern“ und nicht mehr nur straffällige Jugendliche dort aufnehmen, sondern schon 13-Jährige, die durch Schuleschwänzen, Aggressivität oder einen Aufenthalt im Drogen- und Prostitutionsmilieu auffallen. Außerdem sollten sechs der 18 Plätze in eine offene Anschlussbetreuung umgewandelt werden.

Die CDU-Fraktion macht da nicht mit. Nach Angaben von Jugendpolitiker Klaus-Peter Hesse wird nun die Platzzahl im Heim auf zwölf reduziert, sechs für die geschlossene und sechs für die offene Anschlussabteilung. „Das Heim ist vom pädagogischen und therapeutischen Konzept her nicht geeignet, um Schulverweigerer aufzunehmen“, sagte Hesse der taz.

Auch die Aufnahme von drogenabhängigen Jugendlichen oder Kindern aus dem Strichermilieu passe nicht zu dem Konzept. „Ich glaube nicht, dass wir dort für sie eine weitere Einrichtung aufbauen sollten“, sagt Hesse, „da gibt es bessere Lösungen außerhalb der Feuerbergstraße.“ Kinder, deren Wohlergehen gefährdet ist, dürften allenfalls für 48 Stunden dort in Obhut genommen werden.

Die CDU-Fraktion hat ihre Positionen in einem Papier zusammengefasst. Darin wird betont, dass die Belegung mit Schulverweigerern und Kindern aus dem Prostitutionsmilieu nur verantwortbar wäre, wenn diese eine „spezielle, gegebenenfalls räumlich getrennte“ Hilfe erhielten. Ferner wird eine „Evaluation“ der Einrichtung nach zwei Jahren gefordert, also nach der nächsten Bürgerschaftswahl.

„Wenn wir dann feststellen, dass die Familiengerichte das Heim weiter kaum belegen, Jugendliche nicht zu vertretende Rückfallquoten haben und es weiterhin zu Entweichungen und gewissen Vorkommnissen kommt, dann werden wir die Einrichtung politisch nicht halten können“, ahnt Hesse. Allerdings fügt er hinzu: „Das glaube ich nicht.“

In der Sozialbehörde stellt man die Sache anders dar. „Das CDU-Papier widerspricht nicht dem, was wir im August vorgestellt haben“, sagt Sprecherin Katja Havemeister. Richtig sei, dass auch die Behörde jetzt von nur noch sechs geschlossenen und sechs offenen Plätze ausgehe. Das Personal werde reduziert, die Räumlichkeiten jedoch noch nicht verkleinert. Auch bleibe es dabei, dass die Behörde „frühzeitiger Jugendliche erreichen will, die durch aggressives Verhalten oder starke Verweigerung von Schule und anderen Jugendhilfeangeboten auffallen“. Dies könnte „im Einzelfall“ auch ein Jugendlicher aus dem Prostitutionsmilieu sein, für den man in dem Heim eine „Lösung“ schaffen werde.

Die GAL-Politikerin Christiane Blömeke begrüßte die CDU-Kritik an dem Konzept der Feuerbergstraße, fordert aber, die Türen ganz zu öffnen. „Die späte Erkenntnis, dass Schulschwänzer nicht in ein Geschlossenes Heim gehören, ist die halbe Wahrheit. Auch für straffällige Jugendliche hat es sich nicht bewährt“, sagte Blömeke.

Die SPD-Jugendpolitikerin Andrea Hilgers findet im CDU-Papier eigene Positionen wieder. Einzig das Festhalten an der Einrichtung, sagt sie, „findet nicht unsere Zustimmung“. Ergänzt um die Forderung nach Schließung des Heims und Verlagerung an einen neuen Standort, will sie das Papier der Regierungsfraktion nun als Antrag in die Bürgerschaft einbringen.