Der Monster-Macher

Die Hölle, das sind die Anderen. Dietmar Wischmeyer wird diesen Satz kennen, er hat mal Philosophie und Germanistik studiert. Vor allem aber kennt er ihn aus eigener Anschauung: Was Wischmeyer im Alltag an Grausamkeiten beobachtet, bringt er auf die Bühne. Allerdings ohne Verständnis oder Moral, sondern drastisch ins Abstoßende überzeichnet. Wischmeyer lässt seinem Hass freien Lauf, wenn er beispielsweise die Ehe-Hölle eines Rentnerpaars beschreibt oder darlegt, wie schlimm Grillpartys sind und warum die Deutschen nicht feiern können. Da ist nichts mehr mit Augenzwinkern, vielmehr pisst und stinkt und kotzt es in Wischmeyers Programmen. Und in seinen Büchern, die dann Titel haben wie: „Das Schwarzbuch der Bekloppten und Bescheuerten“ oder „Von Gülle und Geranien“.Dietmar Wischmeyer, 49, polarisiert: Vom Lachkrampf bis zum betretenen Schweigen geht die Palette der Publikumsreaktionen. Aber das war schon immer so bei ihm, seit er 1988 das Frühstyxradio beim Privatsender ffn anstieß und Karriere machte als Protagonist eines neuen Sounds in der Radiounterhaltung: Figuren wie Treckerfahrer Günther, der kleine Tierfreund oder Willi Deutschmann irritierten damals mit ihrer Respektlosigkeit und ihrer Pöbelei. Und machten die Zuordnung zu einem Genre schwierig: Kabarett war das keines mehr, dafür ist Wischmeyer zu impulsiv. KLI/FOTO: HENDRIK DOOSE

Dietmar Wischmeyer tritt mit den taz-Autoren Hartmut el Kurdi und Michael Quasthoff im Rahmen der taz nord-Satirikertour „Die glorreichen Drei und Fluch des Blöden“ am 5. Oktober in der Brunsviga in Braunschweig auf. Weitere Termine der Tour: 8. November, Pavillon Hannover; 18. November, Kulturetage Oldenburg. Infos unter www.taz.de