Der Konrad-Kritiker

Der Widerstand gegen die Einlagerung von Atommüll in den Schacht Konrad ist sehr breit aufgestellt, konstatierte kürzlich Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Tatsächlich umfasst die Protestbewegung Verbände und Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Kirchengemeinden, das Landvolk und Kommunen. Und sie reicht von den lokalen Mandatsträgern der Grünen und Linken bis hin zu CDU-Leuten.

Auch Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel ist Mitglied der Union und erklärter Konrad-Gegner. Der 49-Jährige steht seit 2006 an der Spitze der Stadt. Auf die konträren Positionen der Parteispitzen in Land und Bund nimmt Klingebiel bei seinem Engagement gegen Schacht Konrad keine Rücksicht. So versuchte die Stadt bis zum Schluss, den Bau des Endlagers juristisch zu verhindern.

Die sogenannte „Transportstudie“ des BfS, nach der keine Gefahr durch künftige Atommüllfuhren durch Salzgitter besteht, ließen Klingebiel und die Stadt durch ein eigenes Gutachten prüfen. Ergebnis: Das Bundesamt habe weder „realistische radiologische Bedingungen“ noch den „schlimmsten anzunehmenden Fall“ berücksichtigt. Auch die mögliche Strahlenbelastung für die Bevölkerung werde falsch eingeschätzt.

Auch der Schacht Konrads-Fonds, der zum Ausgleich für die durch das Endlager entstehenden Nachteile in den kommenden Jahrzehnten insgesamt 100 Millionen Euro auszahlen soll, hat bei Klingebiel keinen Meinungswechsel herbeigeführt. Er gehört zu den Unterzeichnern eines gestern vorgestellten Briefes, der von den zuständigen Politikern in Bund und Ländern die Einbeziehung auch der schwach und mittelradioaktiven Abfälle in die Endlagersuche verlangt.

Es müsse zumindest eine Neubewertung des Konrad-Projektes geben, so Klingebiel. Es sei „nicht zumutbar, dass ein Projekt mit so langfristigen Auswirkungen wie ein Atommüll-Endlager einfach weitergebaut wird, obwohl es größte Zweifel an der Machbarkeit und Sicherheit gibt“.  RP