Angstraum geräumt

RECHTE SZENE Der Nazitreff „Zum Henker“ in Schöneweide ist jetzt endgültig Geschichte

Die Nazikneipe „Zum Henker“ in Schöneweide hat am Wochenende für immer dichtgemacht. „Zum Henker ist geschlossen! Danke für fünf Jahre Treue“, steht seither an der Tür des einst berüchtigten Nazitreffs. Am Wochenende hatten Nachbarn gesehen, wie die Betreiber Umzugskisten aus der Kneipe räumten. Mitte Februar hatte das Berliner Landgericht die Räumung der Nazikneipe angeordnet. Im Prozess hatte eine Immobiliengesellschaft als Vermieter Recht bekommen. Sie hatte sich durch die Einrichtung des Rechtsextremistentreffs getäuscht gesehen und den Mietvertrag gekündigt.

Die Kneipe bestand fünf Jahre und trug wesentlich dazu bei, dass Schöneweide sich zur Nazihochburg Berlins entwickelte. In der Kneipe trafen sich die militantesten Vertreter der rechten Szene Berlins, unter anderem Vertreter der inzwischen verbotenen Kameradschaft Frontbann 24. Die Kneipe hatte auch eine Sogwirkung auf die Ansiedlung weiterer rechter Geschäfte in Schöneweide wie des Militarialadens „Hexogen“ von NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke.

Derzeit verändert sich aber das Gesicht von Schöneweide. Viele dieser Naziläden sind gekündigt oder geben gerade auf. Kati Becker vom Zentrum für Demokratie: „Mit der Schließung dieser Geschäfte verliert Schöneweide zwar nicht seine Neonazi-Szene, aber die offenen Treffpunkte, die den Ortsteil zu einem Angstraum gemacht haben, werden deutlich spürbar weniger.“ Zu verdanken sei die Schließung der Läden dem Druck der Zivilgesellschaft, sagt sie.

Interesse an einer Neunutzung des Henkers besteht bereits: die Piratenabgeordnete Susanne Graf würde dort gern ihr Abgeordnetenbüro eröffnen. „Die Hausverwaltung hat aber auf meine Anfrage bisher nicht reagiert“, bedauert sie. Das bezirkliche Bündnis für Demokratie und Toleranz könnte sich alternativ auch eine Schwulen- und Lesbenkneipe in den Räumlichkeiten vorstellen. MARINA MAI