Vattenfall wird teurer

ENERGIE Kurz nach dem Volksentscheid steigen die Preise. Wechsel zu Ökostrom lohnend

Vattenfall-Kunden zahlen ab heute mehr Geld für ihren Strom: Der Preis pro Kilowattstunde steigt im Basistarif um 2,6 Prozent auf 28,48 Cent. Ein durchschnittlicher Haushalt mit jährlich 2.200 Kilowattstunden zahlt damit in Zukunft 697 Euro im Jahr, also 16 Euro mehr als bisher. Vattenfall hat in Berlin einen Marktanteil von rund 80 Prozent.

Im Basistarif sind alle Berliner, die noch nie ihren Stromtarif gewechselt haben. Dabei ist der Basistarif so teuer, dass sich der Wechsel etwa zu den Elektrizitätswerken Schönau, einem konzernunabhängigen Ökostromanbieter, auf jeden Fall rechnet: Der oben erwähnte Durchschnittshaushalt spart zum Beispiel 25,70 Euro im Jahr. Und bekommt einen Strom, der ohne Klimaerwärmung, ohne Atommüll und ohne das Abbaggern von Dörfern in der Lausitz auskommt.

Vattenfall begründet die Preiserhöhung mit der gestiegenen Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien. Diese EEG-Umlage war allerdings schon zum 1. Januar gestiegen – deshalb hatten Hunderte Stromanbieter auch bereits zum Jahreswechsel ihre Preise erhöht. Auch Vattenfall hatte noch ein Jahr zuvor seine Preise zum 1. Januar verteuert, also zeitgleich zur damaligen EEG-Erhöhung.

Drei Monate Verzögerung

Eine Preiserhöhung muss mindestens sechs Wochen vorher angekündigt werden. Hätte Vattenfall die Preise zum 1. Januar erhöht, hätte die Ankündigung Mitte November erfolgen müssen, als die Stadt gerade heftig um den Volksentscheid des Energietisches und seine Folgen diskutierte. Hat Vattenfall etwa mit einer vorher schon absehbaren Preiserhöhung extra bis nach dem Volksentscheid gewartet? Weil eine Preiserhöhung mehr Berliner motiviert hätte, zur Abstimmung zu gehen? Am Ende stimmten knapp 600.000 Wahlberechtigte für die Gründung eines landeseigenen Öko-Stadtwerks – um das Quorum zu überspringen, wären 21.000 zusätzliche Ja-Stimmen notwendig gewesen.

Energietisch-Sprecher Stefan Taschner sagt: „Die Ankündigung einer Preiserhöhung vor der Abstimmung wäre natürlich für uns hilfreich gewesen. Aber ich kann verstehen, dass die das nicht machen, bevor so ein Termin ansteht.“ Er wolle jetzt „nicht nachkarten und Monate nach dem Volksentscheid sagen, daran hat es gelegen“.

Vattenfall begründet den Abstand zwischen der Erhöhung der EEG-Umlage und der Preiserhöhung: „Aufgrund der günstigen Beschaffungssituation konnte Vattenfall in den ersten drei Monaten des Jahres 2014 die Strompreise für seine Kunden in der Hauptstadt stabil halten.“SEBASTIAN HEISER