Die Kunst bleibt, wo sie ist

KULTURPOLITIK Berlin gegen Grütters’ Vorstoß: Alte Meister bleiben in der Gemäldegalerie, Kulturforum wird weiter ausgebaut

Berlins zukünftiger Kulturstaatssekretär Tim Renner bekommt gleich zu Beginn seiner Amtszeit im April eine harte Nuss zu knacken: Der Senat will sich nicht den Museumsplänen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) anschließen. Damit droht Krach zwischen Berlin und dem Bund über die Entwicklung der Museumslandschaft in West- beziehungsweise Ostberlin.

Am Montag hatte Björn Böhning (SPD), Leiter der Senatskanzlei und nach dem Schmitz-Aus Interimschef in der Kulturverwaltung, den Vorschlag von Grütters, die Gemäldegalerie auf die Museumsinsel in Mitte zu überführen, klar zurückgewiesen. „Der Ausbau des Kulturforums hat für uns oberste Priorität“, sagte Böhning auf der Sitzung des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus. Die Zusammenführung der Alten Meister auf dem Kulturforum mit der Skulpturensammlung in Mitte sei derzeit „kein Thema“ für Berlin. Denkbar sei, dass dies höchstens „längerfristig“ wieder einmal diskutiert werden könnte.

Grütters hatte im Februar 2014, kurz nach ihrem Amtsantritt als neue Staatsministerin, für einen Umzug der Gemäldegalerie auf die Museumsinsel plädiert. Die Zusammenlegung wäre eine kulturhistorische Leistung, weil die berühmten Sammlungsbestände in Mitte derzeit ohne die Bilder der Alten Meister auskommen müssten.

Damit eröffnete Grütters eine Debatte, die gerade beendet war: Im Herbst 2013 hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) erklärt, die Rochade von West nach Ost sei „nicht finanzierbar“ und damit erst einmal ad acta gelegt. Ein Umzug zur Museumsinsel samt einer neuen Gemäldegalerie dort würde rund 375 Millionen Euro kosten, hieß es in einem Gutachten. Stattdessen sollte nahe der Gemäldegalerie am Kulturforum ein neues „Museum der Moderne“ für 130 Millionen Euro entstehen. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, sprach sich dafür aus, dass die Finanzmittel für den Neubau bald zur Verfügung gestellt werden sollten. Auch in diese Planung mischte sich Grütters ein, forderte sie doch einen Neubau prominenter an der Potsdamer Straße anstelle einen hinter der Neuen Nationalgalerie.

Böhning machte am Montag deutlich, man stehe zu dem Konzept der SPK: „Das Kulturforum muss nun weiterentwickelt werden“. Der geplante Neubau für die Kunst der Moderne, insbesondere die anvisierte Fläche für die „Sammlung Pietzsch“ mit Meisterwerken des 20. Jahrhunderts, die Berlin von dem Ehepaar Pietzsch als Schenkung erhält, sei „wichtig für die Museumslandschaft“. Darauf werde sich der Senat nun konzentrieren – und nicht auf den Umzug der Alten Meister. Darüber würden mit Grütters nun Gespräche geführt – mit Erfolg, wie er hofft: „Ich gehe nicht davon aus, dass auf der Museumsinsel sich in dieser Richtung etwas tun wird.“

Wolfgang Brauer, kulturpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion, sicherte dem Senat die Unterstützung der Opposition bei diesen Plänen zu. Er forderte die Kulturverwaltung auf, bei den Verhandlungen mit dem Bund über die Berliner Museumslandschaft „standhaft“ zu bleiben.

ROLF LAUTENSCHLÄGER