Sprudel für den Sieger

Heute startet die Basketball-Bundesliga in die neue Saison. Die auf 18 Teams aufgeblähte Staffel vertraut vor allem auf Wanderarbeiter aus den USA. Deutsche Korbjäger spielen kaum eine Rolle

aus berlin andreas rüttenauer

Er ist stolz, der Manager der BG Karlsruhe. Mathias Dischler hat viele Klinken geputzt, bis feststand, dass es auch in der neuen Saison Bundesliga-Basketball im Badischen geben wird. Er hat einen Etat von 1,5 Millionen Euro angesetzt. Vor allem mittelständische Unternehmen aus der Region sollen ihn tragen. Ein großer Hauptsponsor wurde nicht gefunden.

Auf der Brust der Karlsruher wird jetzt für „Winner’s Water“ geworben, eine Mineralwassermarke, die zusammen mit einem schwäbischen Brunnenunternehmen für den Club entwickelt wurde. Wenn so viel von dem Sprudel verkauft wird wie geplant, ließen sich, so Dischler, ein bis zwei Spielergehälter davon finanzieren. Nach wie vor der wichtigste Posten im Etat sind die Zuschauereinnahmen.

Das ist bei den meisten Clubs so. Deshalb hat der Ligaverband BBL vor der Saison beschlossen, zwei Clubs mehr in den Spielbetrieb zu integrieren. Jetzt kämpfen 18 Teams um Punkte in der Meisterschaft. 17 Heimspiele werden also in diesem Jahr in der Europahalle ausgetragen. 17 Mal werden die Gästefans in Karlsruhe mit einem Lunch-Paket empfangen. „Das gibt es nur bei uns“, sagt Dischler.

Die Bemühungen des badischen Clubs, dessen Saisonziel nur der Klassenerhalt sein kann, wirken geradezu niedlich im Vergleich zu dem Aufwand, der bei Alba Berlin, dem finanziellen Primus der Liga, betrieben wird. Mehr als 6 Millionen Euro fließen in diesem Jahr in den Club. Bis 2008 will sich Alba mit einem 8-Millionen-Euro-Budget in Europas Top 20 etabliert haben. Natürlich ist wieder der Gewinn des Meistertitels das Ziel. Im vergangenen Jahr scheiterten die Berliner im Finale überraschend an Rheinenergie Köln. In einer von traumatischen Erlebnissen wie der Wirbelprellung von Matej Mamic und schweren Verletzungen wie dem Kreuzbandriss von Topscorer Jovo Stanojevic geprägten Saison stellte man zumindest eines in Berlin zufrieden fest: Die Mannschaft hat funktioniert, obwohl sie vor der Saison völlig neu formiert worden war. Dieses Kunststück muss nun wieder gelingen. Beim Spiel den Pokalsiegers Berlin gegen den Meister aus Köln (74:75) um den neu geschaffenen Champions Cup spielten in der Starting Five von Alba nur Neuverpflichtungen: William Avery, Julius Jenkins, Chris Owens, Koko Archibong und Ruben Boumtje Boumtje.

Aber auch in den anderen Teams gibt es nur wenig Kontinuitität. Immer mehr ehemalige College-Spieler aus dem USA touren durch die Liga. Meistens bleiben sie nicht länger als ein Jahr beim selben Verein. Darren Fenn etwa, der beim Überraschungsaufsteiger der vergangenen Saison, den Eisbären Bremerhaven, zur Identifikationsfigur für die Fans wurde, spielt in diesem Jahr in Bamberg. Was die Zuschauer erwartet, wird immer schwerer vorherzusehen. Zu unbekannt ist die große Masse der US-Spieler, die durch Europa tingeln.

Deutsche Identifikationsfiguren sind ohnehin Mangelware in der Liga. Lokalmatadoren wie Pascal Roller in Frankfurt oder Steffen Hamann in Bamberg spielen in der nächsten Saison in Italien. Nationalspieler Demond Greene kommt in Berlin nur noch von der Bank, und Dauerhoffnungsträger Guido Grünheid gelingt es nur manchmal, bei Rheinenergie Köln eine tragende Rolle zu spielen. Deutschen Nachwuchs wird man zwar durchaus auf den Spielberichtsbogen finden, ob Jungs wie der 17-jährige Tibor Pleiß in Köln oder der 19-jährige Oskar Fassler in Berlin auch Spielzeit bekommen, ist jedoch fraglich.

Dennoch ist es erstaunlich, wie gut das Produkt Basketball funktioniert. Obwohl die Clubs kaum eigenen Nachwuchs fördern und hauptsächlich international zweitklassige US-Basketballer unter den Körben herumturnen, stiegen erneut die Dauerkartenverkäufe vor der Saison.

Jan Pommer, dem Geschäftsführer der BBL, ist das nicht genug. Er beklagt, dass die Vereine zu wenig Geld in ihr Marketing stecken, um die Liga populärer zu machen. Etliche Ligavertreter geben diesen Vorwurf zurück: „Wir brauchen eine Basketball-Sportschau“, fordert Karlsruhes Manager Dischler. Bislang wird die Liga exklusiv bei Premiere gezeigt. Der Pay-TV-Sender zahlt dafür „eine nennenswerte sechstellige Summe“, so BBL-Pressesprecher Dirk Kaiser. Das Geld wird zur Finanzierung der BBL-Infrastruktur mit Geschäftsstelle und Personal benötigt. Die Clubs gehen leer aus. Sie müssen ihr Geld selbst verdienen – und sei es durch den Verkauf von Sprudel.