DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Bulle Cool

WAS SAGT UNS DAS? Die Polizei in Deutschland will den US-Sirenenton nutzen. Ob das am muffigen Image was ändert? Die Erfahrung lehrt: Na ja

Bald fühlt man sich in Köln wie in Los Angeles und in Berlin wie in New York – denn auf der Straße wird der aus US-Serien bekannte durchdringende Sirenenton der US-Cops zu hören sein.

Er ersetzt nicht das „Tatütata“ – das wird weiterhin Einsätze begleiten –, sondern soll lediglich verwendet werden, um Autofahrer zum Rechtsranfahren zu bewegen. „Wenn ein Fahrer vor sich hindöst und nicht auf das visuelle Signal reagiert, sorgt der Ton dafür, dass er anhält“, erklärt Detlef Herrmann vom Landesverband der Gewerkschaft der Polizei. Das bis jetzt dazu genutzte Martinshorn hat angeblich die Fahrer dazu bewegt, eine Rettungsgasse freizumachen und nicht anzuhalten.

Die Aufbauten der meisten Streifenwagen haben den sogenannten Yelp-Ton sowieso einprogrammiert, er wird nun lediglich freigeschaltet. In Hessen, Bayern und Hamburg ist das schon geschehen, Nordrhein-Westfalen ist grade dabei und Berlin steht in den Startlöchern. Ob „Yelp“ der Polizei den erhofften Imagegewinn bringt, ist fraglich.

Schon beim Umstieg von Weiß-Grün auf Blau-Silber wollte die Polizei der Mode folgen. Zu der Zeit waren fast die Hälfte aller in Deutschland gekauften Neuwagen Silber, die Polizeifarbe Weiß fuhren gerade mal zwei Prozent der Bevölkerung. Seit die Polizei nicht mehr auf weiße Wagen setzt, stieg deren Beliebtheit rasant an. Inzwischen wird jeder sechste Wagen in Weiß verkauft.

Tja, liebe Polizei, es ist eben nicht die Mode, die das muffige Bild produziert. Und vielleicht werden nach erfolgter Umstellung im Fernsehen ja russische Sirenen beliebt: Wie klingen die eigentlich? RAPHAEL ZELTER