Zwölfter Mann hilft

Drittligist Fortuna Düsseldorf schafft dank numerischer Überlegenheit noch ein 2:2 gegen bessere Bremer

DÜSSELDORF taz ■ Die Legende von den Fans als „zwölfter Mann“ hält sich hartnäckig. Dabei kann die Bedeutung der lautstarken Unterstützung durch die eigenen Zuschauer gar nicht genug unterschätzt werden. Die Gleichung „viel Support bringt viel Erfolg“ haben Teams wie Schalke oder Köln nämlich längst ad absurdum geführt. Am Samstagnachmittag in Düsseldorf allerdings hat der „zwölfte Mann“ tatsächlich einmal geholfen. Nicht die 8.349 auf den Tribünen hockenden und stehenden Fortuna-Unterstützer machten den Unterschied, sondern ein einziger rot-weißer Anhänger mit akuten Orientierungsproblemen.

Es lief die 89. Minute. Die Bremer Gäste machten in der LTU-Arena das 2:1 und die Heim-Elf schien am Ende. Das Reserveteam des norddeutschen Bundesligavereins – begleitet von rund einem Dutzend Fans – sah aus wie der sichere Sieger. Bis ein betrunkener Fortunazuschauer auf den Platz stürmte. Irritiert blickten die Werder-Reservisten auf den torkelnden Störer, aber das Spiel wurde nicht unterbrochen. Während der Besoffene in der Fortuna-Hälfte umherirrte, schüttelten die Gästekicker den Kopf und verloren vor lauter Aufregung die Übersicht in der Defensive.

Gerade hatten Ordner den „zwölften Mann“ vom Feld geschubst, da schlugen die sonst hilflosen Düsseldorfer eine Flanke in den Bremer Strafraum. Werders Torwart Christian Vander – ganz der überforderte Ex-Erstligaspieler des VfL Bochum – konnte den Ball nicht festhalten. Und da für Bremen kein „zwölfter Mann“ zur Klärung der heiklen Situation herbeieilte, köpfte Düsseldorfs betagter Striker Marcus Feinbier den Abpraller ins Tor. 2:2. 90. Minute. Das Spiel war vorbei, der besoffene Fortunafan ward nicht mehr gesehen.

„Wir haben heute eher einen Punkt gewonnen, als zwei verloren“, bekannte Düsseldorfs Trainer Uwe Weidemann. Gegen die ballfertigen und konterstarken Bremer hatte seine Drittligaelf müde und tumb ausgesehen. Eine Woche nach dem überraschenden 3:2 beim Aufstiegsanwärter Lübeck hatten sich die Landeshauptstädter einen Sieg eigentlich fest vorgenommen. Doch gegen den eleganten Tabellenzweiten war die Fortuna überfordert. Vor allem die Abwehr um den hüftsteifen Innenverteidiger Robert Palikuca und den Entdecker der Langsamkeit, Hamsa Cakir, präsentierte sich in einem traurigen Zustand. Da die Regionalliga aber ähnlich wie die Fußball-Bundesliga längst zu einer nivellierten Mittelmaßgesellschaft geworden ist, in der fast jeder gegen jeden siegen kann, bleibt die Fortuna dennoch im Aufstiegsrennen. Angesichts des Tempos ihrer Verteidiger müsste man eher sagen: Aufstiegstrab. Aber vielleicht hilft ja irgendwann wieder einmal der „zwölfte Mann“. MARTIN TEIGELER