„Theoretisch weiterbilden“

GLOBALISIERUNGSKRITIK Attac will aus der Senke wieder auf die Straße kommen und informiert Interessierte

■ seit fünf Jahren Mitglied bei Attac Bremen.

taz: Man hat in letzter Zeit nicht mehr viel von Euch gehört – gibt es Attac noch?

Günter Almes: Ja, es ist ruhiger geworden nach dem großen Boom. Wir sind nicht mehr so präsent, wie wir es gerne wären. Mitglieder gibt es noch viele in Bremen, Aktive weniger. Wir wollen aber gerne wieder mehr auf die Straße.

War die Wirtschaftskrise kein gutes Fahrwasser? Jede und jeder hat den Kapitalismus plötzlich irgendwie kritisiert...

Es waren klassische Attac-Forderungen, die hofiert wurden und auch im Mainstream zu hören waren. Das ist zunächst positiv. Aber neben Konkretem wie einer Finanztransaktionssteuer ist es auch allgemein wichtig, an Alternativen zum Kapitalismus zu arbeiten.

Dafür werben Sie nun in Bremen neue Interessierte. Welche Arbeit steht an?

Wachstumskritik ist ein großes Thema, daneben Klima und Arbeitslosigkeit. Wir wollen uns theoretisch weiterbilden, daneben gibt es eine Straßentheatergruppe, um auch an die Öffentlichkeit zu kommen.

Linke Gruppen sagen, Attac verkürze Kritik, indem für undurchsichtige Vorgänge Sündenböcke ausgemacht würden...

Sie meinen die Heuschrecken-Metapher?

Ja, zum Beispiel.

Die ist problematisch, denn Personen zu brandmarken funktioniert nicht. Zentral ist für uns der Systemzusammenhang. Denn wie Menschen handeln, erklärt sich auch aus der Logik des Systems. Allerdings wehren wir uns gegen einen Sachzwang in Politik oder Wirtschaft.

Es gibt also noch etwas zu tun, nach zehn Jahren?

Fragend schreiten wir voran – wie die Zapatistas.

INTERVIEW: ANDREAS KOOB

19 Uhr, Kurzschluss, Lahnstraße 16