Jetzt wieder in Koproduktion

Werder Bremen besiegt Gladbach mit 3:0 und bestätigt, was auch schon beim Spiel gegen Barcelona zu sehen war: Die Mannschaft hat nach ihren Startproblemen in die Saison endlich zu sich gefunden

Werder hat die Wende geschafft – aber der Aufwind hat nicht alle erreicht

aus Bremen KLAUS IRLER

Die Idee kam von Torsten Frings. Es war die 38. Minute und es gab wieder einen Freistoß für Werder, in guter Schussposition vor der Strafraumgrenze. Frings spricht mit Diego, Frings spricht mit Naldo. Pfiff. Naldo läuft an, abermals, nachdem er fünf Minuten zuvor mit einem äußerst wuchtigen Freistoß das 1:0 eingeleitet hatte. Die Gladbacher Abwehr erwartet einen erneuten Gewaltschuss, Naldo aber läuft über den Ball – statt seiner lupft der wie zufällig nebenan stehende Diego den Ball zauberhaft leicht über die Gladbacher Mauer ins Tor. Ein Freistoß-Tor in Koproduktion.

Das Tor markierte am Samstag im Weser-Stadion den 3:0-Endstand gegen Borussia Mönchengladbach. Darüber hinaus steht die Szene für einen Vorgang, der für die Bremer langfristig wertvoller ist als die drei Punkte: Die Mannschaft hat den Teamgeist und den damit verbundenen Spielfluss der vergangenen Saison wieder gefunden.

Denn beides ging den Bremern zuletzt ab. Da waren beispielsweise Frings und Klose, die Werders neuen Spielmacher Diego kritisierten – weil er nicht genügend nach hinten mitarbeiten (Frings) und zu wenig abspielen würde (Klose). Die Werder-Profis harmonierten nicht, zudem fehlte es an Konzentration und Einsatz. Nach den ersten fünf Spieltagen stand das Team gerade mal auf Platz acht und hatte sich doch vor der Saison als Mit-Favorit für die Meisterschaft angemeldet. Die Wende kam dann vergangenen Mittwoch beim beeindruckenden 1:1 gegen das Starensemble des FC Barcelona und der 3:0-Erfolg gegen Gladbach bestätigt nun die Entwicklung. „Wir müssen als Mannschaft funktionieren und uns da zusammenraufen“ sagte Sportdirektor Klaus Allofs. „Wenn Torsten bei dem Freistoß die Hilfestellung gibt, dann gibt es nichts Schöneres.“

Und da war nicht nur der Freistoß, den es beim Auftritt der Bremer zu loben gab. Werder spielte in der ersten Halbzeit mit viel Druck nach vorne, schnell, engagiert und mit Problemen zunächst nur im Torabschluss: Christian Schulz, Miroslav Klose und Aaron Hunt hätten schon in den ersten dreißig Minuten mindestens drei Tore schießen können. Der Druck aber stimmte und entschieden wurde die Partie dann innerhalb von fünf Minuten: Hunts Abstauber in der 33. Minute eröffnete den Dreierpack, dann durften Schulz (35.) nach Vorlage von Hunt und schließlich Diego (38.).

Gladbach hatte dem nichts entgegenzusetzen. Bezeichnend, dass Gladbachs Trainer Jupp Heynckes nach der Partie erst mal ausgiebig die „Handlungsschnelligkeit, Spielfreude und Substanz“ von Werder lobte, bevor er über sein Team knapp bemerkte: „Wir waren viel zu weit weg von den Gegenspielern und haben nur reagiert. Es war klar, dass Werder nach dem Spiel gegen Barcelona mit breiter Brust auflaufen würde. Es ist ein Unterschied, ob Sie Werder vor einer Woche bekommen hätten oder jetzt nach dem Barca-Spiel.“

Allerdings: In der zweiten Halbzeit gelang Werder auch nicht mehr viel. Deutlich spürbar wurde da der Kräfteverschleiß nach der Champions-League-Woche. Und deutlich zu sehen war, dass der Aufwind in Sachen Zusammenspiel längst nicht alle Beteiligten bei Werder erreicht hat: Ivan Klasnić und Mohamed Zidan bekamen in den letzten zwanzig Minuten die Chance, ihre Stürmer-Qualitäten an Stelle von Klose und Hunt zu beweisen. Statt Toren aber gab’s beim Duo Klasnić/Zidan nur Vorhaltungen und Alleingänge.

Andererseits bestätigte der junge Hunt seine Leistung und Per Mertesacker harmonierte in der Abwehr abermals hervorragend mit Naldo. In der Tabelle ist Werder nun in den oberen Bereich zurückgekehrt. Nicht nur deswegen tat Trainer Schaaf am Samstag, was er sonst nie tut: Er lächelte, mitten im Interview, mitten im Scheinwerferlicht.

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