unterm strich
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Ist dies ein Operntext? Wer weiß, wäre es ein „Tatort“ (und gäbe es eine Leiche anstatt nur abgeschlagener Pappköpfe) – die Auflösung des Streits über die Absetzung von „Idemeneo“ an der Deutschen Oper wäre wahrscheinlich, dass es endlich einen Grund gibt, eine der drei Berliner Opern zu schließen, und der ganze Skandal von langer Hand geplant. So gibt es nur den Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der sagt, der Bund habe „ein vitales Interesse an einer vielseitigen und attraktiven Kulturlandschaft in seiner Bundeshauptstadt“. Fragen „der symbolischen Repräsentation und des kulturellen Selbstverständnisses“ hätten seit der wiedererlangten staatlichen Einheit an Gewicht gewonnen, betonte Neumann nach Angaben seines Sprechers vom Sonntag im Jahresbericht zum Tag der Deutschen Einheit. „Der Kulturstaat Deutschland muss gerade angesichts eines föderalen Staatsaufbaus in seiner Hauptstadt erkennbar sein.“ Daher setze die Bundesregierung ihr finanzielles Engagement für die Hauptstadtkultur „auf unverändert hohem Niveau“ fort.

Hm. „Symbolische Repräsentation“ und „auf unverändert hohem Niveau“. Was mag das heißen. Kann man aus dem Kaffeesatz lesen, ob Neumann bereit ist, etwa die Lindenoper zu übernehmen? Oder ist es für solche Vermutungen zu früh? Die Leistungen des Bundes für kulturelle Einrichtungen und Projekte in Berlin summierten sich im Jahr 2006 auf über 430 Millionen Euro. Darin enthalten seien unter anderem Geld für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Deutsche Historische Museum, das Jüdische Museum, die Berliner Festspiele, die Berlinale, das Haus der Kulturen der Welt, die Akademie der Künste, die Deutsche Kinemathek sowie für Gedenkstätten zur Erinnerung an den Holocaust und die NS-Diktatur sowie an SED-Unrecht und Mauerbau. Keine Oper. Der von der Bundesregierung finanzierte Hauptstadtkulturfonds sei für die innovative Kulturszene der Stadt „und ihre Ausstrahlung weit über Deutschland hinaus“ von hoher Bedeutung. Herausragendes Beispiel der Kulturförderung sei die vom Bund und allen Ländern getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Alle Gebäude der Stiftung im ehemaligen Ostteil Berlins werden von Grund auf in ihrer Substanz saniert, von Kriegs- und Nachkriegsschäden befreit und den zeitgemäßen Anforderungen angepasst.