Dreikampf um die Spitzenkandidatur

CDU In Baden-Württemberg laufen sich die Herausforderer von Winfried Kretschmann warm

Zerfleischt sich die CDU, wäre der lachende Gewinner wohl Kretschmann

STUTTGART taz | Baden-Württemberger sind treu, wenn jemand ihr Vertrauen hat. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gilt drei Jahre nach seinem Wahlsieg als Landesvater. 65 Prozent der Baden-Württemberger sind laut einer Umfrage zufrieden mit seiner Arbeit. Wer von der CDU hat das Potenzial, ihn bei der Landtagswahl 2016 herausfordern?

Bei den Konservativen werden intern drei Männer für die Spitzenkandidatur gehandelt: Fraktionschef Peter Hauk, Landtagspräsident Guido Wolf und Landeschef Thomas Strobl. Die Christdemokraten wollen die Wahlschlappe von 2011 vergessen machen, jetzt, wo Fukushima wieder weit weg und der unbeliebte Exministerpräsident Stefan Mappus zur Randfigur der Partei geworden ist. Wahlsieger Kretschmann ist mit seiner nachdenklichen Art der Gegenentwurf zum Rambo Mappus.

Ebenbürtiger Gegner könnte der bedachte Guido Wolf sein. Er war Bürgermeister und Landrat. In seiner Freizeit übt er sich als schwäbischer Dichter mit Fähigkeit zur Selbstironie. „Politikergeschwätz“, heißt ein Büchlein mit seinen Werken. Doch aus seinem Amt als Landtagspräsidenten heraus verbietet sich ein scharfer Kampf um die Spitzenkandidatur. Den müsste er führen, er ist im Land kaum bekannt. Als Fraktionsvorsitzender stünde er eher im politischen Scheinwerferlicht. Darum wird gemunkelt, er wolle bei der Wahl des Fraktionschefs am 8. April gegen Amtsinhaber Hauk antreten. Bestätigt hat Wolf dies bislang nicht. In einem Interview sagte er kürzlich, er sei noch nicht an seinem Lebensziel angekommen.

Für den Fraktionsvorsitz kandidiert bislang allein der Amtsinhaber Peter Hauk. Je nach Ergebnis bei der Wahl zum Fraktionschef wird er nach Medieninformationen auch seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur anmelden. Aus einflussreichen CDU-Kreisen ist jedoch wenig Unterstützung zu vernehmen: Hauk sei nicht für Platz eins gemacht, heißt es. Er fiel zuletzt durch verbale Entgleisungen auf, etwa als er den Grünen „Gesinnungsterrorismus“ vorwarf.

Seine Bewerbung als Spitzenkandidat schon bekanntgegeben hat Thomas Strobl – Landeschef der CDU und Bundestagsabgeordneter, in der Bundespartei gut vernetzt. Er sei gestählt vom harten Berliner Politbetrieb, heißt es aus Parteikreisen. Der Spitzenkandidat muss sich weniger darauf konzentrieren, etwas Neues aufzubauen, als darauf, Gewonnenes nicht zu verspielen. Aus einer Umfrage von November 2013 ging die CDU mit 43 Prozent hervor.

Vermittler zwischen den dreien ist nach taz-Informationen Exministerpräsident Günther Oettinger. Einen internen Streit über die Spitzenkandidatur muss die Union vermeiden. Zerfleischt sich die CDU, wäre der lachende Gewinner wohl der Vierte – Winfried Kretschmann.

Für die CDU im Land ist die Findung eines Spitzenkandidaten aus der Opposition ein Novum. Keiner der CDU-Ministerpräsidenten seit Lothar Späth wurde abgewählt. Der Wechsel fand immer in der laufenden Legislaturperiode statt. Es galt als ungeschriebenes Gesetz, dass der Fraktionschef nachrückt. So kamen Erwin Teufel, Oettinger und Mappus in ihr Spitzenamt. Nun sollen die Mitglieder entscheiden, wer Spitzenkandidat wird. Die Befragung ist noch nicht genau terminiert, soll aber noch 2014 stattfinden.

LENA MÜSSIGMANN