Unmut über spärliche Hilfen der Regierung

Effizient ist der Wiederaufbau im Südlibanon in jenen Dörfern, für die Staaten Patenschaften übernommen haben

„Wenn die Leute die erste Zahlung einstecken und abhauen, können wir nicht viel machen“

KAIRO taz ■ Keine Siegesfeier, sondern ein eher bürokratisches Prozedere folgte in der Nacht zum Sonntag auf den Abzug der letzten 200 israelischen Soldaten aus dem Libanon. Sie waren gerade weg, da begutachtete ein weißer UN-Truppentransporter den strategisch wichtigen Hügel in der Nähe des Dorfes Marwahin, auf dem die israelische Armee bisher stationiert war. Eine Viertelstunde lang fotografierten die ghanesischen Blauhelme den Ort, wohl, um den israelischen Abzug offiziell bestätigen zu können. Kurz darauf kamen zwei zivile Beamte des libanesischen Militärgeheimdienstes, um ihrer Regierung Bericht zu erstatten. Die Herren, die danach auf dem Hügel einen Spaziergang machten, dürften die Lage im Auftrag der Hisbollah inspiziert haben.

Sechs Wochen nach Kriegsende macht sich unter der südlibanesischen Bevölkerung die Enttäuschung über das Wiederaufbaugebaren der Regierung breit. Während die Hisbollah, wohl mit iranischen Geldern, vielen Besitzern der beschädigten Häuser eine Beihilfe gezahlt hat, hält sich die Regierung in Beirut zurück, und das, obwohl ihr 900 Millionen Dollar internationale Aufbauhilfe zugesagt worden waren. Die Regierung verteidigt sich. „In der kurzen Zeit seit dem Krieg haben wir bereits viel unternommen, aber die Leute sehen das nicht“, so Finanzminister Dschihad Azour zur New York Times.

Am konkretesten gestaltet sich die Hilfe in den Fällen, in denen Staaten Dörfer adoptiert haben. Fast 100 der 251 südlibanesischen Dörfer haben inzwischen einen ausländischen Paten. Aber auch hier gibt es Probleme. Das Golfemirat Katar hat beispielsweise das Dorf Bint Dschbeil mit einem 100-Millionen-Dollar-Programm adoptiert. Dort wurden 700 Häuser von der israelischen Armee völlig zerstört, 300 schwer und 1.500 leicht beschädigt. Gezahlt werden soll an die Besitzer der Häuser. „Viele werden die 40 bis 50.000 Dollar einstecken und auswandern“, fürchtet der Bürgermeister Ali Bazzi. Geplant ist, das Geld in drei Raten auszuzahlen und jeweils den Fortschritt an den Häusern zu begutachten. „Aber“, sagt Khaled Hilmi, ein Ingenieur der Delegation aus Katar, „wenn die Leute die erste Zahlung einstecken und abhauen, können wir nicht viel machen.“ KARIM EL-GAWHARY