Jein zu teuren Tickets

In ihren Verhandlungen streiten SPD und PDS auch über die neuen BVG-Fahrpreise. Das kann spannend werden

Das Motzen über die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ist Lokalsport, und auch SPD und PDS werden ihn bald munter betreiben. Beide Parteien, die heute zum ersten Mal eine Neuauflage der Koalition verhandeln, haben unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft der Fahrpreise. Wirtschaftssenator Harald Wolf bestärkte in einem Interview das strikte Nein seiner Partei zu Erhöhungen: „Bei der BVG macht es keinen Sinn, die Preise zu erhöhen und dadurch Fahrgäste zu verlieren“, sagt Wolf, der für die PDS mitverhandelt. „Hier muss die Einnahmesteigerung durch mehr Fahrgäste kommen.“

Die SPD schließt dagegen Erhöhungen nicht aus. „Es wird gewisse Anpassungen geben müssen“, sagt Christian Gaebler, Verkehrsexperte der Fraktion. Er sitzt bei den Verhandlungen mit am Tisch. Allerdings müsse die BVG ihre Preiswünsche „ganz genau begründen“, so Gaebler. Das Unternehmen könne intern, etwa beim Einkauf, mehr sparen. „Es ist falsch, dass immer nur die Kunden für die Situation der BVG geradestehen müssen.“ Die Betriebe haben fast eine Milliarde Euro Schulden angehäuft.

Ginge es nach der BVG, würden die Preise zum 1. Januar saftig angehoben – ein Einzelfahrschein AB würde dann 20 Cent teurer sein und damit fast 10 Prozent mehr kosten als bisher. Die Preise, auf die sich der BVG-Aufsichtsrat in Absprache mit anderen Verkehrsbetrieben wie der S-Bahn geeinigt hat, sind aber noch nicht beschlossen. Die künftige Koalition hat über die Gremien des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) Einfluss, die Verkehrsverwaltung muss auch ihr Okay geben.

Ob und wann Bus- und Bahnfahren teurer wird, hängt also stark vom rot-roten Kurs ab. Die Sozialisten wollen der BVG das Erhöhen nicht erlauben, und auch SPD-Mann Gaebler sagt: „Die BVG wird mit ihren Vorstellungen so nicht durchkommen.“ Er stört sich vor allem an dem von der BVG bevorzugten Termin, dem 1. Januar: „Das ist nicht nachvollziehbar.“ Er schlägt vor, die Preiserhöhung in Berlin notfalls von denen im Umland abzukoppeln – denn viele brandenburgische Verkehrsbetriebe, die ebenfalls im VBB organisiert sind, drängen auf schnelle Aufschläge. ULRICH SCHULTE