sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag werden in der Galerie Olga Benario (Richardstraße 104, 19.30 Uhr) zwei Initiativen gegen den fortwährend zur Schau gestellten Kolonialismus im Museum vorgestellt, zum einen die Gruppe „Kolonialismus im Kasten“, die einen alternativen Audioguide zur Daueraustellung des Deutschen Historischen Museums erstellt hat, zum anderen das Bündnis „No Humboldt21!“, das gegen das geplante Humboldt-Forum im Berliner Stadtschloss vorgehen will, dessen Teil auch das ethnologische Museum sein soll, das bis heute Raubkunst aus Afrika ausstellt und teilweise noch immer als „primitives Artefakt“ präsentiert. Die Veranstaltung wiederum findet im Rahmen der Ausstellung „Kolonialgeschichte am Ufer: Von Gröben zu May Ayim“ statt, die in der Galerie Olga Benario noch den ganzen April über vorzufinden ist.

Am Montag dann gibt es die große Veranstaltungsballung, und es ist wirklich sehr sehr schwer, zu entschieden, wohin eine_r gehen soll: Im Monarch (Skalitzer Straße 134, 19.30 Uhr) wird der 95. Geburtstag der Münchner Räterepublik gefeiert, also jene Revolution, in deren Programm stand: „Baiern ist Räterepublik. Das werktätige Volk ist Herr seines Geschicks.“ Das ist lange her, und dennoch hat dieser Aufstand die Geschichte der Linken im deutschen Sprachraum nachhaltig geprägt. Thomas Ebermann, Nikolaus Brauns und Knarf Rellöm feiern die Räterepublik und ihre Protagonist_innen, erklären aber auch, warum diese Republik die von „der Münchner Arbeiterschaft, den Anarchisten, Kommunisten, Bierkeller-Rabauken und Schwabinger Kaffeehausliteraten“ getragen wurde, scheitern musste.

Im Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr) dagegen wird am selben Tag der Roman „Philisterburg“ des Antifaschisten und Widerstandskämpfers Jacques Decour vorgestellt. Stefan Ripplinger, der den Roman nun erstmals ins Deutsche übertragen hat, wird aus dem Roman, in dem der die Deutschen liebende Franzose Decour seine erstaunlichen Erlebnisse in Magdeburg um 1930 schildert, lesen und zudem das Leben des Autors bis zu seiner Hinrichtung im Jahr 1942 skizzieren.

In der Möbel Olfe schließlich (Reichenberger Straße 177, 20 Uhr) wird, immer noch am Montag, Solidarität für die Linken Buchtage geübt, die in diesem Jahr vom 30. Mai bis zum 1. Juni im Mehringhof stattfinden werden. Am Olfen-Tresen wird aber zunächst Sarah Schmidt aus ihrem vergnüglichen Roman „Eine Tonne für Frau Scholz“ lesen, anschließend werden „Die besseren Hälften“ zum Tanz auflegen. Die Einnahmen werden dann dazu verwendet, möglichst viele Referent_innen zu den Buchtagen einladen zu können.