hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Eine vor Kurzem veröffentlichte Umfrage hat es an den Tag gebracht, dass die Deutschen den deutschen Schlager durchaus lieben. Zumindest geben 55 Prozent der Befragten das bereitwillig zu, während sich der Rest wohl heimlich sein Herz rühren lässt von so Zeilen wie „Dunkel war die Nacht, ein Vogel sang / und ich ging allein am Fluss entlang / da sah ich dich dort am Ufer stehn / und du gingst mit mir, es war so schön“, was doch die reinste Poesie ist, die geradezu zwangsläufig in den Refrain münden muss, in dem der Sänger bekennt: „Du bist alles für mich, denn ich liebe nur dich“, und dieses „Du“ hörte auf den Namen Michaela. 1972 der Hit für Bata Illic, an den sich nicht nur die ZDF-Hitparaden-Gucker erinnern. Aber jetzt hatte auch der 1939 in Belgrad geborene Sänger eine Vor-Schlager-Zeit, in der er sich, Mitte der Sechziger, gern in G.I.-Clubs herumtrieb, auch in Berlin, und diese Zeit lässt er heute am Donnerstag auf Einladung des AlliiertenMuseums wieder aufleben, wenn er im Outpost Theater den Bogen weit zurückschlägt und die Songs von Nat King Cole und Frank Sinatra singt. Vorab gibt es die Möglichkeit, die Ausstellung „Von G.I. Blues zu G.I. Disco“ zu sehen (Clayallee 135, 20 Uhr, 5 €).

Wer jetzt aber Sinatra genauso wie den deutschen Schlager für die Pest hält, kann sich am Donnerstag im SO36 auch mit Dyse, dem Berliner Schlagzeug-Gitarre-Duo, so einen Kapuzenpulli aus Lärm und Energie überstreifen, dass er wie von selbst zum Headbanger wird. Mit langen Haaren schüttelt es sich zu der Mischung aus Bluesresten und schwerem Rock natürlich noch viel eindrucksvoller (Oranienstraße 190, 21 Uhr, 15 €).

Und mal was Neues? Na ja, da hätte man am Sonntag in der Berghain-Kantine John Lennon McCullagh, einen mittlerweile immerhin bereits 16-jährigen Songschreiber aus Doncaster, England, der tatsächlich so heißt und als der neue Dylan annonciert wird oder wenigstens als der neue Donovan (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 16 €).

Jetzt aber, mit allem gebotenen Respekt (denn das eigene musikalische Kinderzimmer muss einem doch heilig sein) geht es in die Vollen. Ich sage nur „Wig Wam Bam“ und „Block Buster“, „Ballroom Blitz“ und ja, überhaupt, „Teenage Rampage“, bitte schön, am Montag im Postbahnhof, wo Andy Scott als letztverbliebenes Original von Sweet immer noch ready ist (Straße der Pariser Kommune 8, 20 Uhr, 36 €). Oder, alternativ, mehr Hard- als Glam-Rock, „Doctor, Doctor“ mit UFO, die immerhin mal größer als die Scorpions waren, auch am Montag im K17 (Pettenkofer Str. 17a, 20 Uhr, 27 €).

Nicht verschwiegen werden sollte aber, dass am Montag außerdem Laibach mit ihrem Stiefelschrittrock in der Volksbühne marschieren (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 26 €).