SAMBIA: BEI DEN WAHLEN UNTERLAG DER „STARKE MANN“ NUR KNAPP
: Vormarsch des Populismus in Afrika

Die Wiederwahl des Präsidenten von Sambia ist auf den ersten Blick kein weltbewegendes Ereignis. Und doch wirft dieses Ergebnis ein Schlaglicht auf die Verschiebungen in der politischen Kultur jener Teile Afrikas, in denen Rohstoffboom und Investitionsschübe die Wirtschaft umkrempeln. Es fehlte nicht viel, und der populistische, gewerkschaftsnahe Michael Sata hätte Sambias Wahlen gewonnen. Er erhielt so viele Prozentpunkte, wie sie dem letztendlich siegreichen Präsident Levy Mwanawasa vor fünf Jahren zum Sieg gereicht hatten. Und er gewann in Sambias Bergbaurevier, dem Zentrum des Wirtschaftsaufschwungs, wogegen Mwanawasas Hochburgen vor allem in den entlegenen ländlichen Gebieten lagen.

Sata predigt den Widerstand gegen ausländische Dominanz und Ausverkauf der natürlichen Reichtümer. Er betont den Nationalismus und die Rechte der einheimischen Bevölkerung gegenüber ausländischen Unternehmern. Er macht mit teils xenophoben Parolen Punkte bei den Teilen der Bevölkerung, die angesichts der Mühen ihres täglichen Überlebens einen berechtigten Hass auf glitzernde Firmenhauptquartiere hegen.

Er ähnelt damit Robert Mugabe im südlichen Nachbarn Simbabwe, aber auch Oppositionsführer Jean-Pierre Bemba im nördlichen Nachbarn Kongo. In Südafrika steht für diese Linie Jacob Zuma, der geschasste ehemalige Vizepräsident. Und auch in anderen Ländern gibt es dazu Parallelen, zum Beispiel bei Präsident Gbagbo in der Elfenbeinküste, oder in manchen autokratischen Reflexen der Staatschefs von Afrikas attraktivsten Ölländern Nigeria, Angola, Algerien und Libyen.

Mitglieder dieser einflussreichen Gruppe – siehe Mugabe oder Bemba – betreiben dabei krumme Geschäfte und beuten ihre Bevölkerung brutal aus. Zugleich definieren sie sich als Widerständler. Insgesamt ist Afrikas Demokratisierung in den Zeiten der Globalisierung dabei, eine neue Generation „starker Männer“ hervorzubringen. Zum Wahlsieg reicht es – siehe Sambia – nicht unbedingt, aber es prägt die politische Auseinandersetzung auf dem ganzen Kontinent. DOMINIC JOHNSON