Ban Ki Moon folgt auf Kofi Annan

Südkoreas Außenminister wird voraussichtlich künftiger UNO-Generalsekretär

GENF taz ■ Südkoreas Außen-und Handelsminister Ban Ki Moon steht als Nachfolger von UNO-Generalsekretär Kofi Annan so gut wie fest. Dessen Amtszeit läuft Ende des Jahres ab. Bei der vierten Probeabstimmung des Sicherheitsrates stimmten alle fünf ständigen, vetoberechtigten Mitglieder (USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien) für den 62-jährigen Karrierediplomaten. Zudem erhielt Ban die Unterstützung von neun der zehn nichtständigen Ratsmitglieder.

Schon bei den ersten drei Probeläufen im Sicherheitsrat hatte der Südkoreaner mit 13 bzw. 14 Jastimmen jeweils vor dem indischen Informationschef der UNO, Sashi Tharoor, in Führung gelegen. Doch erst bei der Auszählung der vierten Abstimmung wurde zwischen den Stimmen der ständigen und der nichtständigen Mitglieder differenziert. In New York wird nun fest damit gerechnet, dass der Sicherheitsrat den Südkoreaner am nächsten Montag offiziell – und dann möglicherweise mit den Stimmen aller 15 Mitglieder – der Vollversammlung als seinen Kandidaten vorschlägt. Die Versammlung hat diesen Vorschlag bei den sieben Wahlen eines UNO-Generalsekretärs seit 1945 bislang immer abgesegnet.

Ban gilt als zurückhaltender, leiser Technokrat der Diplomatie, der bislang kaum durch eigene politische Ansichten oder gar Visionen aufgefallen ist. Die „Fähigkeit, Kontroversen zu vermeiden“, bezeichnen Diplomaten in der New Yorker UNO-Zentrale als die hervorstechende Eigenschaft des Südkoreaners, der 2001/2002 als Präsident der Generalversammlung amtierte.

Ausschlaggebend für die im Vergleich zu früheren Wahlverfahren relativ schnelle und konfliktlose Einigung des Sicherheitsrates war, dass Ban für dessen zwei einflussreichste Mitglieder USA und China akzeptabel war – sozusagen ein kleinster gemeinsamer Nenner zwischen den Machtinteressen Washingtons und Pekings. US-Botschafter John Bolton äußerte sich denn auch „hochzufrieden“ über das Abstimmungsergebnis und sein chinesischer Amtskollege Wang Guangya bezeichnete Ban als „sehr geeignet“ für das Amt des Generalsekretärs.

Ban selber machte in Interviews kurz vor der letzten Abstimmung deutlich, dass er das Amt des UNO-Generalsekretärs – wie auch schon seine bisherigen Ämter in der südkoreanischen Außenpolitik und in der UNO in den letzten 30 Jahren – in enger Anlehnung an die USA ausüben wird. Mit Rücksicht auf China wird er die Bedeutung der Menschenrechte weniger stark betonen als Kofi Annan. Welches Engagement und Profil der künftige UNO-Generalsekretär bei der Suche nach Lösungen internationaler Konflikte entwickeln wird, dürfte sich zeigen, wenn er seine Berater und Untergeneralsekretäre benannt hat.

ANDREAS ZUMACH