Gebisse für Gutverdiener

STUDIE Private Kranken-Zusatzversicherungen boomen – insbesondere beim Zahnersatz

BERLIN taz | Vielen Angestellten reicht ihre gesetzliche Krankenkasse nicht mehr. Sie schließen eine private Zusatzkrankenversicherung ab. Rund 13 Millionen Kassenpatienten haben sich bereits entschieden, in zusätzliche Privatverträge einzuzahlen.

Damit hat sich die Zahl der privaten Zusatzversicherungen seit 2000 mehr als verdoppelt, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt. Eine mögliche Ursache: „die wiederholten Einschränkungen des Leistungskatalogs der Gesetzlichen Krankenkassen“.

Vor allem Zusatzversicherungen für zahnärztliche Leistungen boomen: Sie haben sich mehr als vervierfacht, da die Krankenkassen ihre Leistungen beim Zahnersatz rigoros gekürzt haben.

Allerdings können sich längst nicht alle Kassenpatienten die Zusatzversicherungen leisten, wie die DIW-Auswertung zeigt. Von den Geringverdienern mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro haben nur 8,6 Prozent eine Zusatzversicherung. In den Haushalten mit mehr als 5.000 Euro sind es 38,4 Prozent.

Vor allem Kassenpatienten mit einem „guten“ oder „sehr guten“ Gesundheitszustand sind versichert. Denn die privaten Versicherungen verfahren nach dem „Äquivalenzprinzip“: Je kränker und älter jemand ist, desto mehr muss er zahlen.

Fazit des DIW: Gerade bei der zahnärztlichen Versorgung stelle sich die Frage, ob es „langfristig zu Versorgungsdefiziten“ komme, da die Zusatzversicherung „offensichtlich mit der Höhe des Haushaltseinkommens korreliert“. UH

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