In der Twilight Zone
: Spanier wissen nix

Besoffene sind viel besser als Spanier

Wir hatten uns in die Maria am Ostbahnhof verirrt, wo irgendein Benefiz für die Opfer von Duisburg, das … eigentlich wollten wir da auch gar nicht hin, sondern … jedenfalls spielte Martin Kesici live Schlagzeug zu Elektro und … ach, reden wir nicht drüber.

Als wir herausstolpern, betreten wir die Twilight Zone. Jene Zeit zwischen „schwarz“ (P. Fox) und „blau“ (Peter F.), an der wochentags selbst die Oranienstraße unwirklich leer ist. Beim immer offenen türkischen Bäcker, direkt gegenüber vom immer offenen Blumenladen, stärken wir uns mit Hefegebäck und spielen „Noch oder schon wach?“ mit den wenigen Gestalten, die geistergleich an uns vorbeihuschen. An den Nachbartisch setzt sich ein mittelalter türkischer Mann. Ganz klar schon wach, sage ich. Sonst würde er doch kaum einen schwarzen Kaffee trinken. Und überhaupt, der sieht nicht aus wie ein Nachtmensch, höchstens wie ein Taxifahrer. Wir fragen ihn. Er sei noch wach (D’oh!) und Taxifahrer (Yeah!), sagt er, und, übrigens: „Besoffene sind viel bessere Kunden als spanische Touristen.“

Ach nee! Sogar die türkischen Taxifahrer sind also inzwischen genervt vom Ibero-EasyJetSet. Vielleicht ist das endlich mal ein Ansatz für die Integrationsdebatte: gemeinsame Feindbilder finden. Überall seien die, sagt unser Nachbar: Berghain, Jannowitzbrücke, Golden Gate, Schlesisches Tor. Er redet sich in Rage. Spanische Touristen könnten die Sprache nicht. Und sie wüssten nie, wo ihr Hotel sei, höchstens mal, dass es Holiday Inn heißt. „Gibt es viele Holiday Inns!“, klagt er. „Weiß ich nicht, ob in die Lietzenburger Straße oder in den Wedding.“ Die Spanier erst recht nicht.

Der Kaffee ist ausgetrunken, das Hefegebäck aufgegessen. Unsere Wege trennen sich: Er geht ins Bett, wir noch in die Minibar. „Französinnen sind sauber“, gibt er uns noch mit auf Weg. MICHAEL BRAKE