NS-Opfer in Menden

Weitere 14 Skelette in Massengrab gefunden. Tote wahrscheinlich in Wickeder Krankenhaus ermordet

MENDEN AP/taz ■ In dem Massengrab im sauerländischen Menden sind gestern weitere 14 Skelette mutmaßlicher NS-Opfer entdeckt worden. Der Bezirksregierung Arnsberg zufolge erhöhte sich die Zahl der in den vergangenen Tagen gefundenen Toten damit auf 49. Rund die Hälfte von ihnen waren Kinder. Auf einem Gräberfeld des katholischen Friedhofs wird seit einer Woche nach mindestens 200 Opfern des nationalsozialistischen Terrorregimes gesucht.

Bei den Toten handelt es sich um Menschen, die an einer körperlichen oder geistigen Behinderung litten und die wahrscheinlich im nahe gelegenen Wickede von Nazi-Schergen ermordet wurden. Einige Skelette hätten Merkmale von körperlichen Behinderungen aufgewiesen, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung. Außerdem seien medizinische Geräte gefunden worden. In Wickede befand sich Ende des Zweiten Weltkriegs ein so genanntes „Ausweichkrankenhaus“, das auf Veranlassung von Hitlers Leibarzt Karl Brandt eingerichtet wurde und möglicherweise ein Standort des Euthanasieprogramms des ehemaligen SS-Gruppenführers und Generalleutnants der Waffen-SS war. Brandt wurde im Rahmen der Nürnberger Prozesse zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet.

Die Bezirksregierung geht mit den Grabungen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Demnach sollen während der letzten Kriegstage 1945 auf dem Friedhof bis zu 200 Tote vergraben worden sein. Ein Zeuge gab an, dass dort Leichen hergebracht und vergraben worden seien, ohne dass eine förmliche Beerdigung stattgefunden habe.

Nach Angaben der Bezirksregierung spricht einiges dafür, dass die nun gefundenen Leichen eilig verscharrt wurden. Sie lägen ungeordnet übereinander und seien auch nicht in der üblichen Tiefe beigesetzt worden. Die Suche wird fortgesetzt.