Überschrittene Grenzwerte

In Hamburg ist am Wochenende mehr Feinstaub gemessen worden, als die EU erlaubt. BUND und GAL kritisieren den Senat wegen „Untätigkeit“, die Behörde verweist auf Busse mit Rußfiltern und ihr Programm zum Verkehrsfluss

In der Habichtstraße sind am Wochenende die europäischen Vorschriften zum Schutz gegen Feinstaub verletzt worden. Wie der Umweltverband BUND mitteilte, lag dort zum 36. Mal in diesem Jahr der Tagesmittelwert über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Das Einatmen des Staubes kann einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge zu Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und die Lebenserwartung verkürzen.

Der Senat verwies darauf, dass Hamburg im Vergleich zu anderen Großstädten „sehr gut“ dastehe. Leipzig habe bis vergangenen Freitag 71 Grenzwert-Überschreitungen gemeldet, Berlin 56 und München 67. Überdies habe der Bundesverband des BUND die Aktivitäten des Senats mit „gut“ bewertet.

Der Vorsitzende der Hamburger Landesverbandes, Manfred Braasch, sieht das anders: Das „gut“ sei das Ergebnis eines wenig detaillierten Vergleichs. „Die Kollegen auf Bundesebene registrierten den Maßnahmen- und Aktionsplan des Senats“, sagt Braasch. In dem Aktionsplan stehe aber „nicht viel drin“.

Hamburg unterstütze im Bundesrat eine Kennzeichnung von schadstoffarmen Autos, rechtfertigt sich Umweltsenator Michael Freytag (CDU). Die Hochbahn rüste ihre Busse mit Rußfiltern aus. Zudem verbessere der Senat den Verkehrsfluss durch den Ausbau von Straßen und Kreuzungen. Nur 22 Prozent des Feinstaubs stammten aus dem laufenden Verkehr.

„Der Senat hat versucht, Verkehrsbeschleunigung als Umweltschutz zu verkaufen“, kommentierte der GAL-Abgeordnete Jörg Lühmann. „Dass das nichts bringen würde, war abzusehen.“ Die GAL forderte wie der Hamburger BUND, eine Umweltzone in der Innenstadt einzurichten, in der nur schadstoffarme Autos fahren dürfen. BUND-Geschäftsführer Braasch wies auf eine weitere Gefahr hin: Schon seit vier Jahren würden in allen Straßen mit Messstationen die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten. GERNOT KNÖDLER