Neukölln aufpeppen

Die Bürgerstiftung Neukölln ist die erste Stadtteilstiftung Berlins. Sie versucht, verstärkt Migranten einzubinden

In der Stiftung sind Menschen aus mindestens 15 Nationen vertreten

Die Verbesserung der Lebensqualität in ihrem Bezirk – das ist das Ziel, das sich die Bürgerstiftung Neukölln gesteckt hat. Seit November 2005 existiert sie offiziell; damals wurde sie von der Stiftungsaufsicht anerkannt. Aber bereits seit 2003 arbeitete die Gründungsinitiative an ihrem Aufbau. „Das war ein längerer Prozess“, erklärt Stiftungskoordinator Kurt Anschütz. Zwei Jahre des Sammelns – von Menschen und Kapital – seien notwendig gewesen bis zur Anerkennung.

Von Anfang an ging es den Stiftungsgründern darum, auf die speziellen Bedürfnisse Neuköllns einzugehen. „Die Förderung des multiethnischen Zusammenlebens ist in einem Bezirk, in dem über 160 Nationen zusammenleben, besonders wichtig“, erklärt Anschütz den Grundgedanken. Weiteres Ziel sei es, ein positives Bild Neuköllns in die Medien zu tragen.

Eine gute Idee allein reichte jedoch nicht, um Stifter für die erste Stadtteilstiftung Berlins zu gewinnen. „Wir haben schnell gemerkt, dass uns niemand Geld gibt, nur weil wir eine schöne Idee haben“, so Anschütz. „Wir mussten den potenziellen Stiftern erst zeigen, dass wir ihr Geld auch verdienen.“ Also machten sich die Initiatoren an die Arbeit: Sie veranstalteten einen Theaterwettbewerb, schrieben den Neuköllner Bürgerpreis aus, organisierten ein afrikanisches Fußballturnier.

Danach sei es leichter gewesen, mögliche Stifter direkt anzusprechen. Dabei seien die Initiatoren insbesondere auf Migrantenorganisationen zugegangen. „Wir wollten, dass sich die Idee der Stiftung auch in den Gründern widerspiegelt.“ Mehrere Migrantenorganisationen haben mitgestiftet, dazu Neuköllner Schulen, Unternehmen, Vereine, aber auch Einzelpersonen. Ergebnis: Mindestens 15 der 160 Nationen sind als Stifter vertreten.

Insgesamt 102 Gründungsstifter konnten gewonnen werden; sie trugen ein Kapital von mehr als 70.000 Euro zusammen. „Die Erträge aus dem Stiftungskapital sind noch minimal“, sagt Anschütz. Darum versucht die Stiftung zum einen, Spenden für aktuelle Projekte zu akquirieren. Zum anderen sollen Zustifter gewonnen werden, um das Kapital anwachsen zu lassen.

Nächstes Anliegen der Bürgerstiftung Neukölln ist ein Mentorenprojekt: Jugendlichen werden erfahrene MentorInnen zur Seite gestellt, die sie in der schwierigen Phase nach Abschluss der Schulausbildung begleiten und beraten. Anschütz: „Ich denke, dass ist eine präzise Antwort auf die Probleme, die wir derzeit in Neukölln haben.“

Silke Kohlmann