Den Nachbarn helfen

Der Freiwilligeneinsatz macht glücklich, sagen die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bürgerstiftung Berlin

Jeden Tag schickt die Stiftung ehrenamt-liche HelferInnenin Grundschulen

Einmal pro Woche geht Ingrid Geske im Anschluss an den Unterricht in die Mercator-Schule in Lichterfelde-Süd. Sie hilft dort Grundschülern bei den Hausaufgaben. Das größte Problem sei, dass die meisten Kinder die Aufgabe gar nicht verstehen, sagt Geske. „Die Schule schickt uns Kinder, die im Hort oder zu Hause keine Hausaufgaben machen.“ 80 Prozent von ihnen kommen aus sozial schwachen Familien oder Familien mit Migrationshintergrund.

Geske engagiert sich in der Bürgerstiftung Berlin. Die hat das Projekt „Hausaufgabenhilfe“ 2001 ins Leben gerufen. Jeden Tag schickt die Stiftung mehrere ehrenamtliche HelferInnen in die Grundschule. Sie betreuen dort 15 Schüler. „Sie können gar nicht glauben, dass man extra wegen ihnen kommt“, berichtet Geske. Und: „Sie sind ganz erstaunt, wenn sie erfahren, dass ich dafür nicht bezahlt werde. Das bedeutet für sie wirklich eine Aufwertung.“

Seit 1999 arbeitet die Bürgerstiftung unter dem Motto „Berliner helfen Berlinern“. Begonnen hat alles mit einem Schulverweigerer-Projekt. Die Stiftung finanzierte zunächst zwei Sozialpädagogen, die kleine Gruppen von Schulverweigerern betreuten und sie langsam in den Regelunterricht zurückführten. Mit Hilfe anderer Stiftungen konnte die Bürgerstiftung ihr Engagement auf mehrere Hauptschulen ausdehnen. Besonders stolz sind die Verantwortlichen darauf, dass durch das Projekt 70 Prozent der Schulverweigerer in den Regelunterricht zurückfinden.

Daneben erarbeiteten sie weitere Konzepte: Ein Experimentierclub für Mädchen soll deren kreatives Potenzial stärken, die Generationenwerkstatt hilft Jugendlichen beim Übergang ins Berufsleben, das „Language Playhouse“ stärkt die Ausdrucksfähigkeit von Kindern mittels Tanz, Gesang und Schauspiel.

Mittlerweile verfügt die Bürgerstiftung Berlin über ein Stiftungskapital von 218.000 Euro. Da durch diesen Betrag lediglich Zinsen in Höhe von 6.000 Euro jährlich ausgeschüttet werden, ist sie für die Finanzierung der laufenden Projekte auf Spenden angewiesen. „Berlin ist schwierig“, beschreibt Uta Jankowsky, Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle der Stiftung, die Spendenakquirierung. Jankowsky ist eine von zwei Hauptamtlichen.

Kristina Rochlitz, die sich seit vielen Jahren in der Bürgerstiftung engagiert, möchte mehr Menschen für die ehrenamtliche Arbeit begeistern. Ihr Aufruf gilt dabei nicht nur dem eigenen Projekt, sondern jedem, das sich des Wohls von Kindern annimmt. „Der Freiwilligeneinsatz macht alle Beteiligten glücklich.“

SILKE KOHLMANN