„Unter meinem Büro“

Er wurde in den Bundestag gewählt, die Nachwahl von Dresden warf ihn wieder raus: Cajus Julius Caesar (CDU)

taz: Herr Caesar, Sie haben ja unerwartete Unterstützung für eine Rückkehr in den Bundestag bekommen – von den Ex-BDI-Chefs Hans-Olaf Henkel und Michael Rogowski, die von Norbert Röttgen die Niederlegung seines Mandats gefordert haben, wenn er Hauptgeschäftsführer beim BDI werden wolle. Hatten Sie Hoffnung?

Cajus Julius Caesar: Ich nehme Norbert Röttgen nicht übel, dass er sich für die Beibehaltung des Mandats entschieden hat. Ich wünsche ihm für seine Arbeit viel Erfolg. Aber vielleicht gibt es eine andere Gelegenheit.

Aber Sie warten jetzt schon ein Jahr. Kann ein Caesar einfach nur abwarten?

Was soll ich auch anderes machen, als abzuwarten und zunächst in meinem alten Job als Forstwirt zu arbeiten? Ich habe seinerzeit Angela Merkel noch zur Fraktionsvorsitzenden gewählt, weil ich aufgrund des vorläufigen Wahlergebnisses noch im Parlament saß.

Angela Merkel wird Führungsschwäche vorgeworfen. Was rät Cajus Julius Caesar der Kanzlerin?

Ich kenne Angela Merkel sehr gut. Sie hatte in der Vergangenheit ja ihr Büro direkt unter meinem Büro. Viele verschätzen sich in der Durchsetzungskraft von Angela Merkel. Vor allen Dingen ist den Politikern angeraten, die stets kritisieren, dass sie auch mal dazu beitragen, dass es besser läuft. Da muss mancher Ministerpräsident vielleicht auch mal darüber nachdenken, wie die Sache gemeinsam vorangeht.

Sie meinen Ihren Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers, der der CDU „Lebenslügen“ vorgeworfen hat?

Nein, ich meine den aus Bayern.

Nach einem Jahr steckt die große Koalition schon in der Krise. Ihre Partei liegt in den meisten Umfragen nur noch bei 30 Prozent. Würde Ihnen die Politik überhaupt noch Spaß machen, Herr Caesar?

Wenn man schmerzhafte Entscheidungen trifft, gibt es erst mal einen Dämpfer. Wichtig ist, dass die notwendigen Reformen auf Dauer, auf die Zukunft ausgerichtet sind. Vielleicht muss man auch im Verkaufen der Entscheidungen besser werden. Da hat die Regierung deutlichen Nachholbedarf.

Was würde mit Caesar besser laufen?

Mit Caesar besser laufen würde, der Bevölkerung deutlich zu machen, warum man welche Entscheidungen für die Zukunft treffen muss und auch trifft. Das wäre ein Bereich, in dem ich mich stark machen würde. Und im Bereich der Umweltpolitik und der Forstwirtschaft würde ich mich deutlich einbringen. Da würde sich die Fraktion freuen, wenn ich wieder meinen Sachverstand einbringen würde. So viele Forstingenieure gibt es im Bundestag ja nicht.

Wie halten Sie sich denn fit für den Tag, an dem Sie wieder nach Berlin dürfen?

Ich bin jetzt wiedergewählt worden als Kreisvorsitzender der CDU Lippe. Zum neunten Mal in Folge. Mit über 88 Prozent.

Ein gutes Ergebnis. Glückwunsch!

Das denke ich auch. Alle haben mir gesagt, sie hoffen, dass ich schnell wieder nachrücke.

Aber selbst wenn Sie rasch nach Berlin zurückkehren sollten, dann sind doch schon alle Ämter vergeben.

Es scheidet doch auch jemand aus, der Ämter hat.

INTERVIEW: THILO KNOTT

CAJUS JULIUS CAESAR, 55, war sieben Jahre lang CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Lippe. Durch die Nachwahl zur vorgezogenen Bundestagswahl vor einem Jahr in Dresden flog er an 34. Stelle der NRW-Landesliste aus dem Parlament. Er wäre der erste Nachrücker, sollte ein Parteikollege aus NRW sein Mandat abgeben.