Vom Kapitalismus nicht schweigen

betr.: „Demokratie wächst von unten“, taz vom 28. 9. 2006

Astrid Geislers Vorwurf, die demokratischen Parteien hätten sich in Teilen Ostdeutschlands aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zurückgezogen und die Menschen in der – gewissermaßen – Scheiße verlassen, die nach neoliberaler Theorie der Dünger für blühende Landschaften werden sollte, lässt sich nur zustimmen. Wenn sie allerdings empfiehlt, diese Parteien sollten, wie die NPD, Hartz-IV-Beratungsbüros einrichten, ist das zynisch.

Falls sie nichts mehr tun können, als Menschen über die Folgen der eigenen Politik zu beraten, kann man sie sich wohl, wie vieles andere in der angeblich nicht steuerbaren Turboglobalisierung, sparen. Gefragt wäre ein politisches Projekt, das das Abkoppeln ganzer gesellschaftlicher Gruppen und Regionen als Skandal begreift. Nur so bestünde die Chance zu vermeiden, dass aus Opfern NPD-WählerInnen und faschistoide TäterInnen werden. In den dreißiger Jahren meinte Max Horkheimer in Bezug auf den Nationalsozialismus: Wer nicht vom Kapitalismus reden wolle, solle auch nicht über Rassismus und Antisemitismus sprechen. SEBASTIAN BERG, Chemnitz