Auf die Plätze, fertig, los

TEMPELHOFER FELD SPD und CDU präsentieren ihre Plakate zum Volksentscheid. Zum Wochenende sollen sie hängen – Grüne überlegen ihre Kampagne noch

Mit einer offensiven Anti-Stillstand-Kampagne und Kritik an der Opposition hat SPD-Landeschef Jan Stöß am Donnerstag die Kampagne zum Volksentscheid am 25. Mai über das Tempelhofer Feld eröffnet. Die CDU setzt mehr auf eine Gebrauchsanleitung für den neuartigen Abstimmungszettel. Ab dem Wochenende sollen die Plakate beider Parteien hängen, genauso wie Motive der Bürgerinitiative 100 % Tempelhofer Feld, die eine Bebauung ablehnt, und dreier Linke-Kreisverbände. Die Grünen wollen über ihre Kampagne nächste Woche entscheiden.

Die jüngst beim Grünen-Parteitag beschlossene Strategie, eigentlich für Randbebauung zu sein, aber die Initiative zu unterstützen und nachher weiter verhandeln zu wollen, ist für Stöß absurd. „Da komme ich jedenfalls nicht mehr mit“, sagt er, „die Menschen erwarten klare Aussagen.“ Die Sonne scheint ihm ins Gesicht, als er vor dem Tempelhofer Rollfeld vor den Plakaten posiert. Wechselweise „Berlin / Gestalten / Wohnraum statt Stillstand“ steht drauf. 15.000 davon will die SPD stadtweit verteilen. Eine „konservative, snobistische Einstellung“ nennt es Stöß, dringend benötigten neuen Wohnraum zu verweigern.

Der Volksentscheid soll bei der SPD gleiches Gewicht haben wie der Wahlkampf für die Europawahl am selben Tag. 100.000 Euro will die Partei dafür ausgeben. Zur Kritik an angeblich zu wenig Bürgerbeteiligung an den Plänen für das Feld, wie sie die Opposition vorbringt, verweist Stöß auf viele Diskussionen und sagt: „Bürgerbeteiligung heißt nicht Anwohnerdiktatur.“

Gut einen Kilometer weiter südlich, wo am Tempelhofer Damm der erste Teil der Randbebauung mit 1.700 Wohnungen entstehen soll, steht am Donnerstag auch CDU-Generalsekretär Kai Wegner in der Sonne vor einem Großplakat seiner Partei. Und muss dabei irgendwie vermitteln, dass die CDU, obwohl sie sich auf 120 bis 140 – allerdings großformatige – Pappen beschränkt und dafür nur 25.000 Euro ausgibt, nicht minder für einen Sieg beim Volksentscheid kämpfe als die SPD. „Da gibt es keinen Dissens“, sagt Wegner. Die CDU verspricht durch eine Randbebauung „Wohnen, Wirtschaft und Wohlfühlen“ und erklärt auf dem Plakat genau, dass auf dem Abstimmungszettel bei der ersten Abstimmungsfrage, der zur 100-%-Initiative, mit Nein zu stimmen sei, bei der zweiten, zum Gesetzentwurf von Rot-Schwarz, mit Ja.

Zwischen den beiden Plakatterminen kann man den führenden Kreuzberger Grünen-Abgeordneten Dirk Behrendt joggenderweise am Neuköllner Feldrand antreffen, der gut gelaunt von Kampagnen-Vorbereitungen der dortigen Grünen berichtet. Inwieweit die aufs ganze Land ausgeweitet werden, ob und welche Plakate es gibt, soll sich laut Landeschef Daniel Wesener Mittwoch im Landesausschuss klären.

Die 100-%-Initiative widerspricht den Aussagen der Plakate von SPD und CDU: Den Berlinern das komplette Feld zu überlassen und es nicht zu bebauen, sei „alles andere als Stillstand“, sagt ihr Pressesprecher Julius Dahms der taz. Und wer sich auf dem Feld wohl fühlen möchte wie auf dem CDU-Plakat, „der stimmt ganz eindeutig für die Erhaltung des Feldes“. STEFAN ALBERTI