Lernen für den Slum

Statt Fußgängerzonen entwerfen Dortmunder Raumplaner Visionen für arme Länder. Mit Auszeichnung

Das globale Dorf liegt auf dem Dortmunder Campus. An der Fakultät für Raumplanung. Studenten aus Aserbaidschan, Ghana Entwicklungsländer. Dafür wurden sie jetzt ausgezeichnet.oder den Philippinen studieren hier gemeinsam „Regionalplanung für Entwicklungsländer“. Ein Aufbaustudiengang, der vor 22 Jahren speziell für Fachleute aus Entwicklungsländern geschaffen wurde – und jetzt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst als einer der zehn besten Studiengänge in Deutschland ausgezeichnet worden ist.

Der Studiengang wurde geschaffen, weil damals viele Studierende aus Entwicklungsländern nach Deutschland kamen, hier aber nicht für die Probleme in ihrer Heimat qualifiziert wurden: Das rapide Wachstum der Städte, die Verarmung auf dem Land oder der Wassermangel wurden selten in Raumplanungs-Seminaren thematisiert. „Letztlich nutzt es den Studenten in ihrer Heimat wenig, wenn sie hier ein Projekt über die Fußgängerzone in Lünen-Süd machen“, sagt Fachbereichsleiter Einhard Schmidt-Kallert.

In Dortmund steht Internationales im Vorlesungsverzeichnis: Regionalplanung auf den Philippinen, Erhaltung informeller Siedlungen in Tansania oder Konfliktmanagement. Die Dortmunder Absolventin Yuliani Shinta Dewi hat über Letzteres ihre Abschlussarbeit geschrieben. In einer Konfliktregion in Nordghana. Sie hat dort untersucht, wie durch regionale Projekte der Konflikt zwischen ethnischen Gruppen gelöst werden kann. Die Arbeit kam so gut an, dass sie bei der Weltbank darüber referieren sollte. Jetzt arbeitet Shinta Dewi in der Krisenregion Aceh in ihrer indonesischen Heimat. Von solchen Erfolgsgeschichten kennt Schmidt-Kallert einige, viele der Absolventen besetzen in ihren Heimatländern später einflussreiche Jobs. Gearbeitet haben die Studierenden allerdings auch schon vorher: Ein abgeschlossenes Studium und zwei Jahre Berufserfahrung sind Voraussetzung. Nach einem Jahr in Dortmund gehen die Studierenden dann an eine der fünf Partnerunis in Afrika, Asien und Lateinamerika. Vom internationalen Flair lebt auch der Dortmunder Studiengang, sagt der Schmidt-Kallert. „Es bringt doch mehr, wenn ein Nigerianer berichtet, wie in seinem Land Kommunalpolitik gemacht wird. Oder ein Chinese über seine Probleme mit der Ein-Kind-Politik“. Es gibt eben noch andere Dinge, als Parkprobleme in Lünen-Süd.

MANFRED GÖTZKE