Kultur in komplexen Zeiten

FÖRDERUNG Schleswig-Holstein erklärt 2014 zum „Jahr der kulturellen Bildung“. Das soll unterschiedliche Akteure zusammenbringen, Mitstreiter auch aus der Wirtschaft gewinnen und Fördertöpfe öffnen

Schlagzeug oder Querflöte? Fünftklässler in Plön haben die Wahl: In einem Projekt der örtlichen Regionalschule mit der Kreismusikschule dürfen die Kinder acht Instrumente testen, im Anschluss beginnt der Unterricht. Mit dem Konzept „Musik ist Klasse“ gewann die Musikschule Ende März eine Auszeichnung, die die Justiz- und Kulturministerin Anke Spoorendonk (SSW) überreichte.

Über ähnliche Ehren können sich landesweit eine ganze Reihe von Initiativen freuen: Schleswig-Holstein hat 2014 zum „Jahr der kulturellen Bildung“ erklärt. Gleich drei Kabinettsmitglieder – neben Spoorendonk sind Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) und Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) beteiligt – werben für das Thema. Das Spektrum ist dabei weit gesteckt: Poetry Slam und Rap fallen ebenso unter den Bildungsbegriff wie Ballett und Gedichte.

Denn „kulturelle Kompetenz wird in unserer komplexer werdenden Gesellschaft immer wichtiger“, teilt das Kulturministerium mit. Es gehe darum, „die eigene Kultur zu verstehen, sich zu orientieren und praktische Fähigkeiten auszubilden, um sich selbst künstlerisch-kulturell zu betätigen“, sagte Spoorendonk. „Und: Kulturelle Kompetenz bedeutet zunehmend auch interkulturelle Kompetenz.“

Beteiligt sind neben staatlichen Bildungseinrichtungen wie Kita und Schule ebenso außerschulische Träger wie Museen, Jugendzentren, Musik- und Volkshochschulen. Die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren solle in diesem Jahr gestärkt werden, kündigte Spoorendonk an. Ziel sei auch, weitere Mitstreiter, etwa aus der Wirtschaft, zu gewinnen. Sie betonte, dass das „Jahr der kulturellen Bildung“ auf Anregung der Kulturszene zustande kam: „Dies ist nicht am grünen Tisch entstanden.“

Jenseits der eher symbolischen Akte wie Preisverleihungen und Konferenzen hat das Land eine Servicestelle eingerichtet. Das Büro mit Sitz in Rendsburg berät Kulturschaffende, Pädagogen sowie Vereine und Verbände bei Fragen rund um das Bundesprogramm „Kultur macht stark“. Dabei handelt es sich um einen Topf des Bundesbildungsministerium, aus dem noch bis 2017 Maßnahmen kultureller Bildung gefördert werden. „Wir möchten erreichen, dass möglichst viele Projekte in Schleswig-Holstein gefördert werden“, sagt Servicestellen-Leiterin Julia Pfefferkorn.

Zudem wird ein Netzwerk für kulturelle Bildung entstehen, dem sich Dachverbände aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, Persönlichkeiten aus Kammern, Verbänden und Stiftungen anschließen.

In den folgenden Monaten werden unter anderem mehrere „Kultur-Schulen“ und „Kultur-Kitas“ ausgezeichnet. Zudem sind weitere Veranstaltungen für Kulturpädagogen und Kulturschaffende geplant. Denn auch diese weiterzubilden, ist ein Ziel des Bildungsjahres.ESTHER GEISSLINGER