Castor-Attrappen rollen nach Berlin

ANTI-ATOM-PROTESTE Aktivisten haben am Sonntag 70 schwarz-gelbe Atommüllfässer nach Berlin geschickt. Dort sollen sie am Montag die Abgeordneten empfangen, die über Laufzeit-Verlängerungen beraten

Vorgeschmack auf Demonstrationen zum Gorleben-Transport im November

Eine Castor-Attrappe mit 70 schwarz-gelben „Atommüllfässern“ ist am Sonntag von Gorleben auf den Weg nach Berlin gestartet. Vor dem Deutschen Bundestag sollten die Fässer am Montagmittag als Symbol für die ungeklärte Endlagerfrage zu einem großen Berg aufgeschichtet werden, sagte der Geschäftsführer des politischen Netzwerkes Campact, Christoph Bautz. Am Montag berät in Berlin der Umweltausschuss über die Änderung des Atomgesetzes. Auf dem Weg zum Bundestag macht der „Atommülltransport“ zuvor noch an der Vattenfall-Zentrale in Berlin Halt. Die Aktion steht unter dem Motto „Atommüll: Zurück zum Absender“.

Rund 400 Atomkraftgegner hatten am Montag die Castor-Attrappe auf ihrem Weg vom Brennelemente-Zwischenlager nach Gorleben begleitet. Das ist die Transportstrecke, auf der sich Anfang November auch der echte Castor-Transport bewegen wird – nur in entgegengesetzter Richtung. Bei dem Demonstrationszug sei alles friedlich verlaufen, teilte die Polizei mit.

Am 6. oder 7. November wird der zwölfte Transport mit hochradioaktivem Atommüll ins Wendland erwartet. Die Deutsche Polizei-Gewerkschaft rechnet mit bis zu 50.000 Demonstranten, mindestens 16.500 Polizisten werden im Einsatz sein. Bereits am Samstag kamen etwa 20.000 Menschen an 120 Orten entlang der Castor-Bahnstrecken zusammen, um gegen Schwarz-Gelb zu demonstrieren.

„Die Regierung will den Bundestag diese Woche längere Laufzeiten für Atomkraftwerke beschließen lassen, wodurch noch einmal tausende Tonnen zusätzlicher Atommüll entstehen würden“, erklärte Bautz. Dabei existiere weltweit bislang kein sicheres Endlager für hochradioaktiven Atommüll.

Auch Gorleben sei dafür völlig ungeeignet, sagte die Vorsitzende der Bürgerinitiative Umweltschutz, Kerstin Rudek. „Die Standortentscheidung in den 70er Jahren war nie geologisch begründet.“ (dpa)

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