Nur überleben, darum geht es

REGENBOGEN Wie steht es um die nicht heterosexuelle Liebe in (Ost-)Europa? Die Leute von Quarteera e. V. wissen es leidgeprüft genau

Schwul, lesbisch oder trans* zu sein mag im Privaten nicht verboten sein – dies öffentlich zur Geltung zu bringen ist in Ländern wie Russland jedoch bei Androhung von Gefängnis untersagt

VON AYLIN BAHADIRLI

Sie haben sich vor drei Jahren gegründet – zunächst nur, um sich in der neuen Heimat nicht allein zu fühlen: Die Frauen und Männer von Quarteera e. V., die vorwiegend von Berlin und Hamburg aus arbeiten. Wer sie sind? Menschen, die aus dem Reich der früheren Sowjetunion stammen und heute in Deutschland leben. Manche von ihnen sind geflüchtet, andere mit ihren Familien, aus St. Petersberg, den Weiten Sibiriens, Nowosibirsk oder Perm eingewandert. Schwule und Lesben, die es in der homophoben Kälte ihrer (inzwischen alten) Heimat nicht mehr ausgehalten haben oder nicht mehr aushalten wollten.

Anders als in einer Fülle von mittel-, süd- oder nordeuropäischen Ländern geht es ihnen nicht um Fragen der Öffnung der Ehe, ums Adoptionsrecht oder darum, wie ein öffentlicher Lifestyle beschaffen sein könnte. In Russland ist bereits das öffentliche Sprechen über Homosexualität verboten, es sei denn, es transportiert Verachtung. Das Regime Wladimir Putins hat es mit dem russischen Parlament gesetzlich verankern lassen: Schwul, lesbisch oder trans* zu sein mag im Privaten nicht verboten sein – dies öffentlich zur Geltung zu bringen ist jedoch untersagt. In den meisten früheren sozialistischen Ländern geht es ums Überleben – worum sonst?

Die taz-LeserInnen, die sich besonders für ein taz-Probeabo zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi interessierten, haben die Hälfte ihres Geldes Quarteera e. V. zuerkannt. Dieser Verein wird auf dem taz.lab 2014 die Solidarsumme von mehr als 15.000 Euro erhalten.

Bei diesem Panel aber geht es um die Frage: Wie kann man mit der queeren Bewegung in Russland solidarisch werden? Könnte man helfen – und wenn ja: wie? Wie organisiert man, etwa zivilgesellschaftlich, Aufklärung zu etwas, das man das Fremde nennen muss? Wie schafft man ein Klima in den exsozialistischen Gesellschaften, das das Unbekannte und Fremde wertschätzt – Schwule, Lesben, Roma und viele andere Minderheiten?

■ 13.15 Uhr, K2 im HKW, „Ein Kontinent des Regenbogens“, mit Zlata Bossina (Quarteera e. V.), Tomek Kitlinski, Kulturwissenschaftler aus Polen, Klaus Müller, Historiker und globaler LGBTI*-Consultant aus Berlin, und die Schriftstellerin Corina Bernic. Moderation: Jan Feddersen