FRANKREICH VERFOLGT EIN UNGLAUBLICHES POLITISCHES COMEBACK
: Trierweiler ist weg, Royal ist wieder da

aus Paris

RUDOLF BALMER

Wer hätte noch vor Kurzem an ein solches Comeback geglaubt? Mit 60 Jahren taucht Ségolène Royal aus der Versenkung auf und steht voller Tatendrang wieder im Rampenlicht.

Die letzten Jahre waren eine Abfolge von Niederlagen: 2007 verlor sie als Präsidentschaftskandidaten gegen Nicolas Sarkozy, ein Jahr später den Kampf um die Parteiführung der Sozialisten gegen Martine Aubry. 2011 zog die Partei dann ihren Expartner François Hollande als Herausforderer des konservativen Präsidenten vor. Als sie 2012 auch noch die Abgeordnetenwahl in La Rochelle verlor, wobei Hollandes neue Lebensgefährtin Valérie Trierweiler keine unbedeutende Rolle spielte, war die Erniedrigung total. Royal zog sich auf den Vorsitz der Region Poitou-Charentes zurück, gab ihre Ambitionen aber nie auf. Sie verwandelte die Region in ein Testlabor ihrer Umweltpolitik und ihres Konzepts einer bürgernahen „partizipativen Demokratie“ – mit Erfolg.

Um Politik ging es aber weniger, als Frankreichs neugebackene Umweltministerin sich der Presse stellte. Denn kaum in der Welt mischt sich auf so verschlungene Weise Intimes und Offizielles, kreuzen sich private und politische Wege wie in der gemeinsamen Biografie von Royal und Hollande. Die allererste Frage lautete: „Und wie werden Sie im Ministerrat François Hollande anreden?“ Ohne mit dem Wimper zu zucken, antwortete Ségolène Royal: „Mit Monsieur le Président, selbstverständlich.“

Ganz so selbstverständlich ist das nicht. Immerhin haben die beiden, die 29 Jahre zusammenlebten, gemeinsam vier Kinder. In den kommenden Wochen enthüllen zu können, wenn ihr bei einer Diskussion halt doch ein „Jetzt hör mal zu, François!“ herausrutschen sollte, wäre für die französischen Medien ein gefundenes Fressen.

Royal hätte bestimmt keine Chance auf einen einflussreichen Posten in der Staatsführung gehabt, wäre Hollande noch mit ihrer Erzrivalin Valérie Trierweiler zusammen. Im Gegenteil: Der Präsident hat heute angeblich eine Liaison mit der Schauspielerin Julie Gayet. Und die ist eine Freundin von Royal.

Im Interesse der Staatsführung soll Royal im neuen Kabinett des neuen Premierministers Manuel Valls künftig ihre Stärken ausspielen: ihre Offenheit im Umgang mit den Leuten, ihre innovativen – und manchmal Anstoß erregenden unkonventionellen – Ideen. Niemand weiß besser als Hollande, dass sie damit auch oft aneckt und sich selber schadet. Nicht zuletzt aber soll Royal als wichtiges Bindeglied zu den Grünen dienen, die zwar nicht mehr in der Regierung sitzen, mit der neuen Umweltministerin aber auf eine Verfechterin ihrer Anliegen zählen können.