Baustelle Verkehrspolitik
: Nur heiße Luft

Seit Jahren beglücken Nordrhein-Westfalens Verkehrspolitiker die Menschen gerade im Ballungsraum Rhein-Ruhr mit mal mehr, mal weniger gewagten Visionen. Zunächst träumten die Sozialdemokraten von einer Transrapid-Referenzstrecke: Mit Tempo 400 sollte die in Metrorapid umbenannte Magnetschwebebahn durch das Ruhrgebiet nach Köln rasen. Doch trotz der technikbegeisterten Reaktion von CDU und FDP – die Liberalen schwärmten bereits von einer Strecke von Paris nach Warschau, die Christdemokraten von einer Verbindung nach Amsterdam – wurde das milliardenschwere Projekt beerdigt. Der Metrorapid war nicht nur zu teuer, sondern verkehrspolitisch schlicht unsinnig. Die Magnetbahn wäre gerade einmal fünf Minuten schneller gewesen als ein herkömmlicher Zug.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Also wurde das Prestigeprojekt beerdigt und ein neues „Premiumprodukt“ angekündigt. Als Metrorapid-Ersatz sollte der Rhein-Ruhr-Express rollen – auf einer eigenen neuen Trasse, mit neuen, komfortablen Wagen, mindestens 200 Stundenkilometer schnell. Jetzt droht auch dieser Traum zu scheitern: Zumindest für das eigene Gleis, das auf der völlig überlasteten Bahnlinie durch das Ruhrgebiet als Voraussetzung für Pünktlichkeit gilt, fehlt wohl schlicht das Geld.

Im Regen stehen damit einmal mehr die Fahrgäste, die sich weiter in unpünktliche, überfüllte S-Bahnen und Regionalexpresslinien zwängen müssen. Dabei helfen den Pendlern an Rhein und Ruhr keine Visionen, die seit Jahren nichts als heiße Luft sind – in Zeiten kilometerlanger Staus hilft ihnen nur ein engmaschiges Nahverkehrsnetz weiter, dass auch bei der Geschwindigkeit mit dem Auto konkurrieren kann. Davon aber will NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke nichts wissen: Der Christdemokrat setzt aufs Auto, nicht auf die Schiene – und produziert so nur noch mehr Staus.

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