Kartenhaus Airbus
: Glanzloses Prestige

Das Grundproblem bei Airbus ist das, was hochtrabend Unternehmensphilosophie genannt wird. Dahinter verbirgt sich, viel schlichter, ein Kartenhaus aus Eitelkeiten und Egoismen. Das nun einzustürzen droht.

KOMMENTARVON SVEN-MICHAEL VEIT

Jahrelang haben sich eigennützige Interessen im europäischen Flugzeugkonzern blockiert. Frankreich gegen Deutschland, Hamburg gegen Toulouse, dazwischen ein paar Stadtregenten an der Elbe, die Prestige mit Politik verwechselten. Es ist sie schon teuer zu stehen gekommen, ihr Ansinnen, auch mal bei den Großen mitzuspielen.

Es wäre von vornherein vernünftig gewesen, volks- wie betriebswirtschaftlich, den A 380 in Toulouse zu bauen. Die Flächen waren und sind dort vorhanden, die lange Werkspiste ebenfalls. Dafür hätte Hamburg mit dem A 320 – nach dessen Vettern 318, 319 und 321 – auch das vierte Modell der Kurz- und Mittelstrecken-Airbusse bekommen.

Die Werkserweiterung ins Mühlenberger Loch wäre eine Nummer kleiner – und billiger – ausgefallen, über die Planierung Neuenfeldes für eine längere Landebahn hätte nie gestritten werden müssen, und Arbeitsplätze wären dennoch zu Tausenden entstanden: Der A 320 sorgt für mehr als die Hälfte aller Airbus-Aufträge, konzernintern heißt er „der Goldesel“.

Deshalb wollte Toulouse ihn nicht hergeben, und Hamburg wollte um jeden Preis sich im Glanz des fliegenden Doppeldeckers A 380 sonnen. Die Quittung droht drastisch zu werden.

Sie wird ausgestellt für die Zipfelspiele technikbesessener männlicher Polit-Dilettanten.