Wochenübersicht: Kinderhort
: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen

„Das Geheimnis des Seehundbabys“: 7. 10. + 8. 10., 14 Uhr, 9. 10., 10 + 14.30 Uhr jeweils Nickelodeon, 10. 10., 10 Uhr City, 11. 11., 10.30 + 14.30 Uhr Broadway und Rollberg, 12. 10., 10.30 + 14.30 Uhr Eva, 10 +14 Uhr Kurbel

Regisseur John Sayles hat sein Handwerk dereinst bei der B-Film-Ikone Roger Corman gelernt. Das hat er mit James Cameron und Martin Scorsese gemein. Den Erfolg der Kollegen beim Publikum hat er zwar nicht, dafür aber lieben ihn die Kritiker – mal für sorgfältig erzähltes Genrekino, mal für die liebevolle Zeichnung seiner Charaktere. Und weil es in anderen Ländern nicht ist wie hier, wo sich beim Kinderfilm die Gescheiterten und Nichtskönner treffen, hat auch Sayles schon einen Film gedreht für ein jüngeres Publikum. Die Leute von der Kinderkinoinitiative schicken „Das Geheimnis des Seehundbabys“, Sayles’ Umsetzung eines Romans von Rosalie K. Fry, nun als Kinderfilm des Monats durch die Lichtspielhäuser. Die Geschichte der elfjährigen Fiona, die sich kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an der irischen Küste in ihren eigenen Tagträumen und alten keltischen Mythen verliert, ist, so befand jedenfalls die New York Times, eine „berührende filmische Meditation“, in der „Mensch und Natur, Mythos und Realität ineinanderfließen“. Die eigentliche Leistung von Sayles aber ist es in allen seinen Filmen, sich nicht dem im amerikanischen Kino so üblichen Drang zur Übertreibung hinzugeben, seine Figuren und ihre Gefühle nicht überlebensgroß zu dramatisieren. Stattdessen erzählt er, so fantastisch die Geschichte von „Das Geheimnis des Seehundbabys“ bisweilen auch sein mag, zurückhaltend und mit einem so genauen Blick auf die Welt, dass die Times dem Film gar einen „nahezu dokumentarischen Charakter“ bescheinigte. Sayles ist ein Familienfilm im schönsten Sinne des abgegriffenen Wortes gelungen. Ein Film nämlich, den sich Eltern gemeinsam mit ihren Kindern ansehen können, eben weil er nicht den kleinsten, gemeinsamen und dümmlichen Nenner sucht, sondern alle seine Zuschauer ernst nimmt.