Jugendliche Gewalt ist kein Spiel

Justizsenatorin plädiert für mehr Ordnung auf dem Schulhof und will mehr Maßnahmen gegen die Kriminalität unter Jugendlichen ergreifen – besonders für Kids ausländischer Familien. Frühwarnsystem soll gezielt Besserung bringen

Berlin will nach den Worten von Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) durch gezielte Maßnahmen im Bildungs- und Präventionsbereich die Kriminalitätsrate unter Jugendlichen aus Zuwandererfamilien senken. Die Senatorin warnte am Freitag in einem Vortrag beim deutsch-französischen Jugendtreffen vor einer Zuordnung von bestimmten Kriminalitätsdelikten zu bestimmten Kulturkreisen. Doch belegten die Statistiken, dass Schüler nichtdeutscher Herkunft häufiger als Täter an Gewaltvorfällen beteiligt seien als deutsche Schüler, sagte Schubert. Der ganz überwiegende Teil der Täter sei männlich.

„Es geht mir nicht darum, Gewalt zu ethnisieren, denn Fachleute wissen: Gewalt hat keinen Pass, wohl aber eine gefährdende Kindheit“, sagte die SPD-Politikerin. Die Ursachen für die Straffälligkeit dieser jungen Menschen liege „in erster Linie in ihrer besonderen sozialen Situation, die durch kulturelle und migrationsbedingte Faktoren beeinflusst wird“.

Mit 46 Prozent sei die Arbeitslosenquote unter Ausländern mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung Berlins, sagte Schubert. Schüler mit ausländischem Pass verließen zu 18 Prozent und damit dreimal so häufig wie deutsche Absolventen die allgemein bildenden Schulen der Hauptstadt ohne Schulabschluss. Ein Viertel aller Berliner Schüler an allgemein bildenden Schulen kommt nach Angaben Schuberts aus Familien, in denen Deutsch nicht die Kommunikationssprache sei.

Ziel Berlins sei es daher, durch gezielte Maßnahmen die Chancen für junge Menschen aus Zuwandererfamilien auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, betonte die Justizsenatorin. Deswegen habe Berlin sein Bildungssystem grundlegend reformiert: Sprachtests vor der Einschulung und Sprachkurse bei Deutsch-Defiziten seien verbindlich, das letzte Kita-Jahr kostenlos. Eine landesweite Arbeitsgruppe versuche, die Hintergründe für Kriminalität zu ergründen und Handlungsempfehlungen im Hinblick auf Jugendliche mit Migrationshintergrund zu erarbeiten.

Darüber hinaus müssten Gewaltvorfälle in Schulen einem bundesweit einmaligen Frühwarnsystem entsprechend innerhalb von 24 Stunden der Senatsschulverwaltung, der Schulaufsicht in der Region, dem Schulträger im Bezirk, dem jeweiligen Jugendamt sowie einem auf Gewaltprävention und Krisenintervention spezialisierten Schulpsychologen gemeldet werden.

Durch dieses Meldesystem könnten, so Schubert, Gefährdungen von Kindern und Jugendlichen früh erkannt und geeignete Maßnahmen eingeleitet werden, bevor aus Gefährdeten Gefährliche würden. DPA/TAZ