Ölfeld schon halb leer, Ölfeld noch halb voll

MITTELPLATE Ölplattform hat im Weltnaturerbe Wattenmeer das halbe Vorkommen ausgebeutet

Aus dem größten deutschen Ölfeld Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer wurde am Wochenende die 25-millionste Tonne Öl gefördert. Nochmal genau so viel sei nach heutigen Kriterien zukünftig noch technisch und wirtschaftlich förderbar, teilte das Betreiberunternehmen RWE/Dea am Montag in Hamburg mit.

Gegenwärtig belaufe sich die Förderung auf rund 1,4 Millionen Tonnen jährlich. Seit Betriebsaufnahme der Öl-Plattform 1987 wurden rund 900 Millionen Euro in das Projekt investiert; mehr als 1.000 Arbeitsplätze an der Westküste Schleswig-Holsteins hängen an der Ölförderung.

Die Förderbewilligung wurde Ende Juni um 30 Jahre bis Ende 2041 verlängert, obwohl das Wattenmeer seit Sommer 2009 von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt ist. Umweltschützer haben deshalb seinerzeit vor den Folgen eines Unfalls gewarnt. „Das Wattenmeer ist ein sehr empfindliches Ökosystem. Da darf nichts riskiert werden“, sagte der Vorsitzende der Naturschutzorganisation BUND, Hubert Weiger. Die Explosion der BP-Bohrinsel im Golf von Mexiko müsse Warnung genug sein.

„Im Fall einer Ölkatastrophe bräuchte das Ökosystem des Wattenmeers Jahrzehnte, um sich zu erholen“, sagt Weiger. Viele Meerestiere und Seevögel würden qualvoll verenden. „Aber auch der Tourismus kann seine Werbekampagne zur Erholung im Weltnaturerbe dann einstampfen.“

Die Betreiber verweisen dagegen auf die hohen Sicherheits- und Umweltschutzstandards, die von Mittelplate erfüllt würden. Bislang sei kein Öl ins Wattenmeer gelangt.  (dpa/taz)