Nicht minder spießig und engstirnig

betr.: „Kulturrevolution im Gluckenland“, taz vom 29. 9. 06

Es ist doch nicht minder spießig und engstirnig, die „moderne Frau“ nur als solche zu betrachten, wenn sie ihr Kind spätestens mit 14 Monaten in der Kita hat und dann „zielstrebig die Karriere weiterverfolgt“: um ihre Rente zu sichern (Jedes Jahr zählt! Die Rente ist sicher!) und auf die Scheidung vorbereitet zu sein. Das erklärt mir, warum auch die Teilzeitstelle nicht zur modernen Frau adelt, bezieht sie doch oft den Partner zur Existenzsicherung mit ein.

Wer ganz zu Hause bleibt, ist mindestens rückschrittlich, schlimmstenfalls emotionale Belastung fürs Kind. Hier kann aber die qualifizierte Erzieherin in der Krippe helfen, das Eltern-Kind-Verhältnis zu stabilisieren. Oder das neue Elterngeld „einen Erkenntnisschub auslösen“. In meiner Familie (Mann/Frau/zwei Töchter à 11 Monate) sind Vater und Mutter gleichzeitig aus dem Beruf gegangen, um jeder die großartige, anstrengende und Beziehungen prägende Kleinkindzeit voll zu erleben. Und wenn wir alles Gesparte aufgebraucht und ein paar Schulden gemacht haben, wollen beide „gerade einmal Teilzeit“ arbeiten, um Zeit zu behalten, zielstrebig die Familie (und anderes!) weiterzuverfolgen. ALIX KOLULA, Berlin

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