„Ihr Zugang ist schlechter“

GESUNDHEIT Ein Fachtag befasst sich mit der Versorgung von migrantischen Frauen

■ 56, arbeitet bei der bremischen Gleichstellungsstelle zum Thema Gesundheitsversorgung.

taz: Sie haben festgestellt, dass die Gesundheitsversorgung von MigrantInnen schlechter als die von Deutschen ist. Warum?

Angelika Zollmann: Rund ein Drittel aller BremerInnen haben einen Migrationshintergrund. Sie sind öfter sozial benachteiligt und schlechter ausgebildet. Das führt dazu, dass auch ihr Zugang zum Gesundheitssystem schlechter ist – obwohl sie im Prinzip genauso versichert sind wie Deutsche und alle Leistungen wahrnehmen können, aber faktisch tun sie es nicht.

Woran liegt das?

Viele Migrantinnen wissen nicht, dass dass sie zum Beispiel Hebammen in Anspruch nehmen dürfen oder welche Maßnahmen von Krankenkassen bezahlt werden – Dinge wie Yoga oder Zahnprophylaxe. Das alles wird viel eher von gebildeten Frauen in Anspruch genommen.

Was wollen Sie dagegen tun?

Kurzfristig muss es darum gehen, Materialien zur Aufklärung zu entwickeln. In Deutschkursen muss Gesundheit ein Thema sein. DolmetscherInnen bei Arztbesuchen müssen finanziert werden.

Und langfristig?

Da erscheint es mir vielversprechend, die Zulassung von MigrantInnen zu allen Gesundheitsberufen zu fördern. Oft werden ausländische Berufsabschlüsse nicht anerkannt. Außerdem müssen sich Kliniken und Praxen interkulturell öffnen.

Wie muss man sich das vorstellen?

Es fehlt oft das Bewusstsein, dass Menschen unterschiedlich sind. Das kann sich zum Beispiel in überkonfessionellen Gebetsräumen oder mehrsprachiger Beschilderung niederschlagen. So etwas macht einen großen Unterschied für das Wohlbefinden von migrantischen PatientInnen. INTERVIEW: CHRISTIAN JAKOB

ab 14 Uhr, Volkshochschule